Matomo

Bewertung: 5/5 Sterne

Filmkritik Abigail

Kinder in dem Alter können so … bissig sein!

Eine Crew von Kriminellen erhält den Auftrag, ein Mädchen für 24 Stunden gefangenzuhalten und dafür die Chance 50 Mio. Dollar zu kassieren. Was aber als leichter Babysitting-Job beginnt, wird schnell zum Albtraum. Denn das kleine Mädchen hat es (Vampir-) messerscharf hinter den Zähnen – und einen sehr blutdurstigen Vater.

Die Handlung

Ich sag doch, dass der Pulli kratzt (Foto: Universal Pictures)

Ich sag doch, dass der Pulli kratzt (Foto: Universal Pictures)

Die 12-jährige Abigail (Alisha Weir) ist die Tochter eines mächtigen Gangster-Bosses. Sie wird nach einer Ballettprobe von sechs Möchtegern-Kriminellen entführt und in ein entlegenes Landhaus gebracht. Die Idee hinter der Entführung ist es, Abigail für 24 Stunden gefangenzuhalten und deren Vater ein Lösegeld von 50 Mio. Dollar abzuluchsen. Der Auftraggeber Lambert (Giancarlo Esposito) verpasst seiner Crew verschiedene Pseudonyme, um Identifikation zu vermeiden. Die Crew besteht aus dem korrupten Ex-Cop Frank (Dan Stevens), der adrenalingetriebenen Hackerin Sammy (Kathryn Newton), dem früheren Marine-Scharfschütze Rickles (Will Catlett), dem einfältige Mafia-Geldeintreiber Peter (Kevin Durand), dem soziopathischen Fahrer Dean (Angus Cloud) und der ehemaligen Armee-Sanitäterin und sich auf Drogenentzug befindenden Joey (Melissa Barrera).

Während Joey regelmäßig nach der in einem Schlafzimmer festgehaltenen Abigail schaut und sich ihr emotional annähert, versprechen sich die anderen einen entspannten Abend, da sie den schwersten Teil – die Entführung an sich – bereits hinter sich gebracht haben. Doch Abigails unheilvolle Aussagen und die Gerüchte darüber, ob es sich bei ihrem Vater wirklich um den mysteriösen und mächtigen Kristof Lazaar handelt, setzen der Gruppe zu. Auch das Vertrauen untereinander leidet an der Anspannung und den verdeckten Identitäten.

Vegane Marshmallows am Stock - yummy! (Foto: Universal Pictures)

Vegane Marshmallows am Stock – yummy! (Foto: Universal Pictures)

Als Dean im Keller durch einen scheinbar unsichtbaren Killer enthauptet wird, eskaliert die Situation und der Rest der Gruppe vermutet, dass sie Lazaars berüchtigter Vollstrecker Valdez im Haus befindet, um Abigail zu retten. Doch es kommt anders, als das Haus plötzlich verriegelt wird und die Truppe Abigail konfrontiert. Diese ist nämlich kein unschuldiges Mädchen, sondern eine blutrünstige Vampirin! Joey und Co. werden somit von den Jäger:innen zu den Gejagten und müssen probieren, der Ballerina aus der Hölle zu entkommen – und dabei ihr Blut im Körper zu behalten.

Filmkritik „Abigail“

Wie ich gerade schmerzhaft feststellen musste, ist es wirklich schwierig den Inhalt von „Abigail“ akkurat wiederzugeben, da der Film nicht nur aus Horror, sondern auch aus Comedy besteht – was man Null aus der Zusammenfassung rauslesen kann – und die Story sich durch die Vereinigung dieser beiden Elemente erst wirklich entfaltet. Das Ergebnis ist eine irre Achterbahnfahrt, die einfach nur Spaß macht. Falls ihr also zu den vermutlich wenigen Horrorfans gehört, die diesen Film noch nicht gesehen haben, schnallt euch an für meine Lobausschüttung. Diese sollte euch hoffentlich dazu bewegen, euch selbst – unabhängig von Zusammenfassungen, die die Essenz nicht komplett wiedergeben können – „Abigail“ anzuschauen und zu genießen.

Im Sauseschritt ... (Foto: Universal Pictures)

Im Sauseschritt … (Foto: Universal Pictures)

Die Mischung von Komödie und Vampirhorror ist keine neue; Filme wie „Fright Night“ (1985), Mel Brooks‘ „Dracula – Tod aber Glücklich“ (1995) oder „5 Zimmer Küche Sarg“ (2014) sind nur einige der bekanntesten Beispiele. Die Genre-Mischung wurde mit der Zeit allerdings seltener und seltener, bis schließlich „Renfield“ (2023) und nun auch noch „Abigail“ neuen Wind reingebracht haben.

Doch was macht „Abigail“ denn nun so gut, meiner Meinung nach? Es kann nicht an dem Twist liegen, dass Abigail ein Vampirnachwuchs ist, denn dieser wurde bereits im Trailer verraten. Zuschauende wissen also bereits von Anfang an, was Joey und Co. erst nach einiger Zeit mit Schrecken feststellen müssen. Nein, es ist nicht der Twist, sondern die Ausführung davon. Der Film weiß ganz genau, was er ist und was er erzählen möchte. Und das ist schlichtweg die Geschichte von einer wild zusammengewürfelten Gruppe von Charakteren, die abgeschnitten von der Außenwelt in einem riesigen Anwesen zusammenarbeiten müssen, um gegen eine Ballett-liebende Vampirpsychopathin zu kämpfen.

Ab dem Moment, wo sich Abigail als Vampir outet und der Gang eine Kostprobe ihrer Fähigkeiten liefert, dreht der Film auf. Die Charaktere der Möchtegern-Kriminellen hatten bis dahin genug Zeit, dass die Zuschauenden sie und ihre Motive kennenlernen konnten, sodass man ab da nur noch das spritzende Blut und die Frotzeleien der Truppe untereinander genießen kann. Der Film nimmt sich selbst nicht zu ernst und bringt wissentlich die Frage in den Raum, was denn einen Vampir im Jahre 2024 jetzt nochmal wirklich tötet und was nur Wirrungen der Popkultur sind. Joey und Co. sind schließlich so weit, dass sie einfach alles mal ausprobieren, was ihnen an Wissen untergekommen ist – und für viel Humor sorgt (Stichwort: Zwiebeln aus der Küche). Und ich kann mich nicht mehr daran erinnern, wann ich das letzte Mal so herrlich und ungläubig bei einer Horrorcomedy laut gelacht habe, als wenn sie sich mit Pfahl und Knoblauch bewaffnet, der Killer-Ballerina Abigail stellen und das Chaos ausbricht. Wie diese erwachsenen Kriminellen gegen die kleine Abigail kämpfen und haushoch den Kürzeren ziehen, ist urkomisch. Die Kämpfe sind herausragend choreografiert und die gerade mal 15-jährige Alisha Weir überzeugt als tanzende Killermaschine auf ganzer Linie.

... von der Bühne (Foto: Universal Pictures)

… von der Bühne (Foto: Universal Pictures)

Generell ist das Engagement aller Darstellenden bewundernswert. Scream-Queens Melissa Barrera und Kathryn Newton, die sich durch Filme wie „Scream“ (2022) und „Freaky“ (2020) bereits im Genre etabliert haben, beweisen hier einmal mehr ein Gespür für Horror und Timing. Barreras Darstellung als Kämpferin mit Herz und Newtons Charakterisierung der aberwitzigen Hackerin sind zwar keine komplett neuen Typen an Charakteren, aber sie machen ihre eigene Sache draus. Alle spielen gut miteinander und die Truppe wächst einem schnell ans Herz. Auch Angus Cloud, der 2023 leider verstarb, konnte in der wenigen Leinwandzeit zeigen, was er kann, und gerne hätte ich ihn in mehr Filmen des Genres gesehen. Giancarlo Esposito hat zwar auch keine große Rolle, zeigt aber mal wieder, wie gut er sich in einem Film etablieren und das meiste aus einem Bösewicht rausholen kann.

Die Regisseure Matt Bettinelli-Olpin und Tyler Gillett der Produktionsfirma „Radio Silence“ beweisen eine Liebe und Können fürs Genre, welche man auch in ihren anderen Filmen (u. a. „Ready or Not“) spürt. Die Kills sind schlichtweg unterhaltsam und sehr kreativ. Das Setting des Anwesens wird gut genutzt und die Spannung wird bis zum doppelten Showdown hochgehalten. Rundum macht „Abigail“ einfach nur Spaß. Er macht das, was einen großen Teil des Genres ausmachen sollte: Er unterhält und spielt mit sich selbst.

Wenn dich der Hunger packt (Foto: Universal Pictures)

Wenn dich der Hunger packt (Foto: Universal Pictures)

Das Einzige, was den Film für mich vielleicht noch herausragender gemacht hätte, wäre, wenn der Trailer einem vielleicht nicht vorher verraten hätte, was die Gefahr in dem Haus ist. Erst beim Schauen herauszufinden, dass es Abigail und nicht ein mysteriöser Killer ihres Vaters ist, der die Truppe nacheinander massakriert wäre, eine herausragende Überraschung gewesen. Aber wie gesagt, ich sehe auch den Vorteil am Endprodukt: Man kann einfach sitzen und genießen.

Die Versionen

Durch Enthauptungen, explodierende Körper und allgemein Blut en masse, erhält der Film eine willkommene FSK-Freigabe von 16 Jahren. Mit einer Laufzeit von 109 Minuten hat der Film genau die richtige Länge und ist bereits auf Blu-ray und DVD erschienen.

Das Urteil von Horrormagazin.de

Blut! Witz! Vampire! Abigail zeigt allen, wo es lang geht und das Horrorcomedy-Genre hat einen neuen Edelfilm in seinen Reihen.

Bewertung: 5/5 Sterne

Der offizielle Trailer zum Film "Abigail"

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Über R.J. MacReady

“We're not gettin' outta here alive. But neither is that Thing.” Dieses Zitat stammt vom coolesten Helikopterpiloten der Arktis – und Pseudonyminspiration für Alicia Mönnig. Ihre Liebe zum Kino und zu audiovisuellen Medien hat früh begonnen; die Familie veranstaltete regelmäßig Filmabende und was sie nachhaltig besonders beeindruckt hat, sind Horrorfilme.
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