Ach ja, die katholische Kirche. Vom Ablasshandel bis zum Missbrauchsskandal – unter dem Deckmantel der Unschuld und religiösen Führung stinkt es mitunter schon heftig, liebe Freunde! Aber immerhin ist sie damit ein stets fruchtbarer Quell an Inspirationen für ein breites Spektrum an Horrorschockern. Um Fruchtbarkeit geht es auch in Arkasha Stevensons Horror-Franchise „Das erste Omen“. Als Prequel zu einem mittlerweile schon fast 50-Jahre-Klassiker („Omen“ 1976) führt sie uns gekonnt durch die abartigen Abgründe zwischen Talar und Rosenkranz hin zur Geburt des leibhaftigen Antichristen. Auf überzeugende Weise stellt sie klar: Dieser Satansbraten wird eindeutig nicht vom Storch gebracht!
Inhaltsverzeichnis
Die Handlung
Im Jahr 1971 wird die junge Frau und Waise Margaret Daino (Nell Tiger Fee) nach Rom entsandt, um ihr Nonnengelübde abzulegen. Begleitet von Kardinal Lawrence (Bill Nighy) arbeitet sie vorerst in einem katholischen Kinderheim, in dem ihr ungewöhnliche Vorgänge auffallen, die ihren Glauben auf die Probe stellen. Ein verängstigtes Mädchen wird scheinbar misshandelt und eine Nonne steckt sich in Brand, während sie sich demonstrativ das Leben nimmt.
Einem exkommunizierten Priester gelingt es, nach weiteren Vorfällen, die junge Novizin von den düsteren Machenschaften in dieser Institution zu überzeugen. Gemeinsam entlarven sie ein satanisches Projekt, in dem sie erschreckender Weise selbst eine entscheidende Rolle spielt. Auch sie wurde am 6. Tag im 6. Monat zur 6. Stunde geboren und trägt damit das Teufelsmal 666.
Filmkritik „Das erste Omen“
Das „Omen“ von 1976 unter Superman-Regisseur Richard Donner hat Kritiker und Kinokassen überzeugt. Als stimmungsvolle Horror-Reihe gespickt mit Unmengen herrlich mysteriöser Todesfälle, gelten die Omen-Filme heute als Vorgänger zu „Final Destination“ (seit 2000). In „Omen“-Teil 3, „Barbaras Baby“ (1981), bringt Sam Neill („Possession“ 1981, „Jurassic Park“ 1993, „Peaky Blinders“ 2013) den Todeskult als erwachsener Antichrist würdig zu einem Ende. Der 4. Teil als TV-Produktion sowie das Remake von 2006 mit Liev Schreiber und Julia Styles darf gern gnädig im Äther verdampfen.
Tatsache ist, die Fußstapfen sind groß, welche die junge Regisseurin, die mit „Das erste Omen“ ihren ersten Langspielfilm drehte, auszufüllen versucht. Ist es ihr gelungen? Zur Hölle, ja! Mit handwerklicher Präzision sticht sie den fast zeitgleich veröffentlichten Franchise-Flop „Exorzist – Bekenntnis“ locker aus dem Rennen. Hingegen stand 1976 das originale „Omen“ stets im Schatten vom 73er „Der Exorzist“, welcher sage und schreibe zehn Oscars abräumte.
Arkasha Stevenson sensible Darstellung taucht geschickt in die Zeit und Atmosphäre der 70er Jahre ein und zeigt bereits in den ersten fünf Minuten, wo der Splatter-Frosch die Locken hat. Die Schockmomente sowie der Spannungsaufbau übertreffen sogar das Original, da sie immer einen Schritt weitergeht. Der Charakterentwicklung wird Zeit gegeben – nicht zäh, sondern einfühlsam und erzählerisch ausgefeilt. Auch wenn die Story gegen Ende ein paar Längen aufweist, macht die zunehmend teuflische Stimmung jede Minute zum Genuss.
Die Protagonistin Margaret hätte mit der jungen Britin Nell Tiger Free wohl kaum besser besetzt werden können. Auch sie ist noch relativ unbekannt. Unter anderem als Myrella Beratheon („Game of Thrones“) stand sie meist eher im Hintergrund. Zu Unrecht, denn ihr Facettenreichtum zwischen Unschuld und animalischem Ausbruch ist überragend. Mit ihrer unvergesslichen Szene endloser Schreie erzeugt sie pure Gänsehaut.
Der kleine Wermutstropfen ist wohl die einzige Hollywood-Besetzung mit Bill Nighy als Cardinal Lawrence. Er überzeugt in seiner Rolle, holt den Zuschauer jedoch durch zahlreiche Referenzen (z.B. „Tatsächlich Liebe“ 2003) unweigerlich aus der wohlig satanischen Grundstimmung. Daher: von Star-Besetzung ist bei guten Horrorfilmen pauschal abzuraten – es sei denn, es ist Nicolas Cage.
Die Versionen
In den USA stand der Film vorerst unter einem schlechten Omen. Nicht etwa das üppige Splatter-Spektrum wie dämonische Vergewaltigung, Suizid, Zerstückelung oder Verbrennung erschwerte die Eingruppierung durch die dortige MPA (Motion Picture Association). Nein, vielmehr die erfrischend direkte Darstellung einer Vagina während einer Geburt erzeugte massiven Protest. Nach heftigen Debatten kürzte man letztendlich diese hochsensible Szene. In Deutschland erfreuen wir uns daher an einem fast zweistündigen langen Horrorcocktail par excellence mit einer Altersfreigabe ab 16. Aber keine Angst – die besagte Szene bietet noch immer verstörend viel Einblick in das Wunder des Lebens.
Das Urteil von Horrormagazin.de
„Das erste Omen“ ist ein wirklich gelungenes, stilvolles Horror-Franchise, welches es so seit Jahrzehnten nicht gab. Einer Langspielfilm-Novizin kann man dafür nur den höchsten Respekt aussprechen. Vorwissen ist für diesen Höllenritt durch die katholische Brutstätte des Satans nicht erforderlich. Aber es fühlt sich schon verdammt gut an, wenn sich der Kreis schließt. Daher gibt es für dieses Omen ein überzeugtes AMEN und fünf unheilige Vater Unser!
Der offizielle Trailer zum Film "Das erste Omen"
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