Matomo

Bewertung: 4/5 Sterne

Filmkritik Die Knochenfrau

Mexikanischer Schwangerschaftstraum(a), der unter die Haut geht.

Knack, knack, knack: “Die Knochenfrau” ist ein fieberhafter Albtraum aller schwangeren Frauen. Unsere Filmkritik gibt es jetzt.

Die Geschichte

Das wird unheimlich (Foto: Pierrot le Fou)

Das wird unheimlich (Foto: Pierrot le Fou)

Das Paar Valeria (Natalia Solian) und Raul (Alfonso Dosal) sehnt sich nichts mehr, als ein Kind zu bekommen. Als Valeria schwanger wird, scheint das Familienglück perfekt zu sein. Allerdings reagiert ihre Familie höchst skeptisch; Valeria hatte in der Vergangenheit wenig Interesse an Kindern gezeigt und sie auch nicht besonders liebevoll behandelt. Während Raul sich aufs Vatersein freut, ignoriert Valeria ihre Zweifel und tut alles, um ihre Familie vom Gegenteil zu überzeugen.

Ihr sorgfältig arrangiertes Leben beginnt auseinanderzufallen, als sie von einer finsteren Entität mit knackenden Knochen verfolgt wird. Weder Valerias Familie noch ihr Freund glauben, dass sie heimgesucht wird. Die junge Frau distanziert sich von ihnen und fragt sich selbst, ob sie je Mutter werden wollte. Nur ihrer Tante Isabel (Mercedes Hernandez) und Jugendliebe Octavia (Mayra Batalla) kann sie sich anvertrauen. Die Entität wird stetig aggressiver. Valeria will ein gefährliches Ritual durchführen, um sich und ihr Kind zu schützen.

Filmkritik “Die Knochenfrau”

... ein Lichtlein brennt (Foto: Pierrot le Fou)

… ein Lichtlein brennt (Foto: Pierrot le Fou)

Das Filmdebüt der Regisseurin Michelle Garza Cervera evoziert eine surreal anmutende Welt aus mexikanischer Folklore und Schwangerschaftstrauma à la “Rosemary’s Baby” in der soziale Normen und Erwartungshaltungen der Frau in Frage gestellt werden. Als werdende Mutter überwindet sie ihre Rolle als Betreuerin ihres Kindes nicht. Das wird besonders in der Beziehung zwischen Valeria und Raul deutlich: In einer Szene möchte die schwangere Valeria mit ihm schlafen, doch ihr Freund schlägt das ab, aus Angst, dem Baby zu schaden. Valerias Wohlbefinden wird in den Hintergrund gerückt. Auch die Skepsis ihrer Familie lässt Valerias Vorfreude auf ihr Kind im Keim ersticken. Erfüllt von Scham und Zweifel versucht sie alles, dem traditionellen Bild einer Mutter gerecht zu werden, unabhängig von ihren eigenen Wünschen.

Heizkostenanstieg erfordert extreme Maßnahmen (Foto: Pierrot le Fou)

Heizkostenanstieg erfordert extreme Maßnahmen (Foto: Pierrot le Fou)

Knackende Knochen sind ein essentielles Element in “Die Knochenfrau”. Wenn Valeria überfordert ist, knackt sie mit ihren Knochen; anfangs mit den Fingergelenken, dann Nacken und Schulter, bis ihre Knochen durch die Haut dringen. Inspiration dafür ist eine Sage aus der mexikanischen Folklore, in der eine Frau Knochen eines Wolfes sammelt. Als sie ein vollständiges Skelett zusammengebaut hat, haucht sie ihm mit ihrem Gesang Leben ein. Aus dem Skelett entsteht ein lebender Wolf, der die Weite des Horizonts aufsucht. Laut der Sage kann sich der Wolf auch in eine Frau verwandeln. Wenn Valeria von der Entität heimgesucht wird, nimmt ihre Angst, vor dem Abweichen von gesellschaftlichen Normen surreale, düstere Formen an. Ähnlich wie das Wolfskelett aus der mexikanischen Mythologie, spiegeln Valerias Knochen ihren Drang nach Freiheit und Selbstbestimmung, das groteske Formen annimmt.

Wo ist das Baby? (Foto: Pierrot le Fou)

Wo ist das Baby? (Foto: Pierrot le Fou)

Im Gegenteil zu anderen Filmen wie “Rosemary’s Baby” oder “Der Babadook”, die die Rolle der Mutter im Horror-Genre behandeln, dient der Horror hier dazu, Valerias Fassade einer traditionellen Hausfrau und Mutter aufzulösen. Cervera nimmt sich viel Zeit, den Grusel in ihrem Film geschickt aufzubauen und nervenaufreibende Schockmomente gekonnt einzusetzen.

Daneben überzeugt der Film mit einer vielfältigen Auswahl an Frauendarstellungen sowie großartigen schauspielerischen Leistungen. Auch wenn Valerias toxische Familie etwas eindimensional wirken mag, wird ihre gesellschaftliche Doppelmoral mit den Frauen aus Valerias Freundeskreis konterkariert. Valerias Freundin Octavia oder auch Isabel führen ein selbstbestimmtes Leben frei von gesellschaftlichen Normen. Sie bieten Valeria einen Schutzort, wo sie ihr Leid teilen und ehrlich zu sich selbst sein kann. Der Film zeigt auch, wie heilend weibliche Solidarität sein kann.

Die Versionen

“Die Knochenfrau” ist ab 16 Jahren freigegeben und hat eine Lauflänge von 93 Minuten. Der Film ist ab dem 12. April 2024 digital und ab dem 25. April als limitiertes Mediabook (DVD und Blu-Ray) erhältlich.

Das Urteil von Horrormagazin.de

Gruselig und vielschichtig inszenierter Body-Horror, der die Rolle der Frau auseinandernimmt. “Die Knochenfrau” vermischt Elemente aus der mexikanischen Mythologie und Sozialdrama gepaart mit makabren Schockern zu einem ungewöhnlichen Seherlebnis.

Bewertung: 4/5 Sterne

Der offizielle Trailer zum Film "Die Knochenfrau"

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Über Phi Am

Phi Am beschäftigt sich seit ihrer Jugend mit Horrormedien und -geschichten aus aller Welt. Der Nickname stammt aus der thailändischen Geister-Folklore, beschreibt jedoch aus heutiger Sicht das Phänomen einer Schlafparalyse. Ist großer Fan von Werken des Comiczeichners Junji Itō und Nudelsuppen.
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