Matomo

Bewertung: 4/5 Sterne

Filmkritik Fall – Fear Reaches New Heights

Schau nicht nach unten

Social Media ist ein brisantes Thema unserer Zeit. Es bringt Menschen zusammen, es bringt Menschen um. Ebenso ist eine Schocktherapie nicht zwingend der Weg zur Heilung. Scott Mann trägt mit „Fall“ viel Kritisches zusammen, während er den Abgrund zur Hauptrolle macht.

Die Handlung

Oben! (Foto: EuroVideo)

Oben! (Foto: EuroVideo)

Becky und Dan Connor sind große Kletterfans. Mit ihrer gemeinsamen Freundin und YouTuberin Hunter wagen sie sich an eine gewaltige Bergwand. Alles scheint perfekt – plötzlich stürzt Dan in die Tiefe. Traumatisiert zieht sich Becky zurück, verwahrlost und entsagt fortan ihrem gefährlichen Hobby.

Hunter jedoch sorgt sich um ihre Freundin (und um ihre Social-Media-Klicks) und überredet Becky, sich ihren Ängsten zu stellen. Das therapeutische Mittel ihrer Wahl: ein verlassener Funkturm inmitten einer schwach bis gar nicht frequentierten Wüste. Dass diesem Vorhaben kein eingehender Sicherheits-Check vorherging, ist natürlich obligatorisch. Neben einigen Aasgeiern sind Hunters Follower die einzigen Zeugen.

Mist, die Sonnencreme liegt noch unten im Auto. (Foto: EuroVideo)

Mist, die Sonnencreme liegt noch unten im Auto. (Foto: EuroVideo)

Schon der Aufstieg lässt subtile Hinweise auf altersbedingte Instabilität aufblitzen. Euphorisiert von der zugegeben sehr beeindruckenden Höhe, verstreuen sie andächtig die Asche des verstorbenen Dan. Nachdem noch reichlich lebensmüdes YouTube-Material im Kasten ist, planen die Beiden den Abstieg. Doch nun, auf einer kleinen Plattform in gut 600 Metern Höhe zeigt sich schnell, warum ein maroder Funkturm kein Abenteuerspielplatz für Influencer ist.

Unter ihren Füßen löst sich eine rostige Schraube des Stahlgerüstes und damit der obere Teil der Leiter. Kein Empfang, kein Weg – der Kampf ums reine Überleben beginnt.

Filmkritik „Fall – Fear Reaches New Heights“

Locker mit einem Arm abhängen (Foto: EuroVideo)

Locker mit einem Arm abhängen (Foto: EuroVideo)

Survival-Horrorfilme sind eine feine Sache. Sie katapultieren Menschen unverhofft in ein existentielles Minimum, welches maximalen Psychoterror entfacht. Wer dieses Rezept gut beherrscht, kann mit wenig Budget einen massiven Erfolg beim adrenalinhungrigen Publikum sowie auf dem Einspielkonto erzielen. Scott Mann („Heist“, 2015, „Final Score“, 2018) zeigt mit „Fall“, dass er genau weiß, wie man die richtigen Knöpfe drückt. Mit schlanken drei Millionen schoss er in Kürze auf einen 30-Millionen-Einspielgewinn.

Die beiden „Gesichter der Verzweiflung“ sind dabei entscheidend und gut gewählt: Grace Caroline Currey („Annabelle 2“, 2017, „Badland“, 2007) als Becky wirkt zwar zwischenzeitlich etwas beliebig, spielt dennoch den Ritt zwischen Angst und Überlebenswillen überzeugend. Virginia Gardener als Hunter („Halloween“, 2018, „American Horror Stories“, 2021) verkörpert glaubwürdig die kritische, draufgängerische Art zwischen Mensch und Social Media.

Land in Sicht! (Foto: EuroVideo)

Land in Sicht! (Foto: EuroVideo)

Nach Filmen wie „Open Water“ (2003) ohne Grund unter den Füßen, „47 Meters Down“ (2017) in beängstigender Wassertiefe oder „Frozen“ (2010) in kritischer Kälte im Skilift, ist „Fall“ eine Produktion, die sich in luftiger Höhe souverän behauptet. Wir erleben einen tragischen Start mit einem harten menschlichen Schicksal. Und schon bevor der erste Fuß die Leiter des Funkturmes berührt, ist klar: diese Kletter-Katatrophe mit ihrer mitreißenden Fallhöhe, lässt den Zuschauer in puncto Spannung in keiner Sekunde hängen.

Die Idee zu „Fall“ entstand bei den Dreharbeiten zu „The Score“. Scott Mann filmte dabei in schwindelerregender Höhe und ihn faszinierte die Angst vor dem Fallen. Auch wenn die Handlung keinen direkten Bezug hat, gab es doch einen realen Ort, der ihn inspirierte: Der 609 Meter hohe B67-Fernsehturm – auch der Sacramento Joint Venture Tower genannt, welcher in Walnut Grove, Kalifornien steht. Er ist das dritthöchste Bauwerk nach dem Shanghai Tower mit 632 Metern und dem Burj Khalifa in Dubai mit 828 Metern Höhe.

Die Versionen

Nachdem die ursprüngliche Version über 30 Mal das Wort „fuck“ enthielt, was der Situation nur entsprechend ist, gab es ein R-Rating. Das ist in den USA eine Altersfreigabe ab 17 Jahren – gleichzusetzen mit FSK 18 bei uns. Um die Zielgruppe gewinnbringend zu vergrößern, wurde der Wortschatz dementsprechend gestutzt. Momente voller Fleischwunden, blutigen Aasgeier-Attacken und zweckmäßiger Leichenschändung erfordern jedoch noch immer eine FSK-16-Kennzeichnung für diesen 107-minütigen Ritt durch die Hölle.

Das Urteil von Horrormagazin.de

Ein solider Horror-Survival-Thriller für seichte Abende bei Pizza und Rotwein. Sicher geht man hier nicht mit Gänsehaut ins Bett, dennoch mit viel Schwindel und Freude am Leben. Bitte mehr davon!

Bewertung: 4/5 Sterne

Der offizielle Trailer zum Film "Fall – Fear Reaches New Heights"

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Über Mallory Knox

Schon von klein auf kitzelte Mallory Knox das künstlerisch Spezielle. Filme hatten dabei immer einen besonderen Stellenwert. Nicht zuletzt durch die Ästhetik Cronenbergs verfiel sie dem Genre restlos und gibt jetzt schreibwütig ihren Senf dazu.
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