Das Naturprodukt Wachs erfreut seit jeher das kreative Herz – Kunst, Kerzen, Haarentfernung. Da liegt die cineastisch-makabre Zweckentfremdung nicht fern. Ein pittoreskes Rezept dafür liefert uns „House of Wax„, das Erstlingswerk von Jaume Collet Serra aus dem Jahr 2005.
Inhaltsverzeichnis
Die Handlung
Ein illustres Trüppchen Teenies machen sich auf zu einem Football-Spiel. Im Gepäck: Bier, Konflikte und sexuelle Anspannung. Was fehlt: ein funktionierendes Navi. Nach einem gänzlich ungünstig gewählten Rastplatz, trüben Verwesungsaromen und einer nächtlichen Begegnung mit den Scheinwerfern eines mysteriösen Pickups die ausgelassene Partyatmosphäre. „Das ist bestimmt ein Serienkiller oder so“. Als zudem der Morgen danach mit einem plötzlich zerschnittenen Keilriemen beginnt, bleiben zwei der Football-Gang erstmal zurück.
Nach einem unabsichtlichen Bad im angrenzenden Kadavertümpel, bietet sich ein hygienisch nachlässiger doch hilfsbereiter Einheimischer an, die angrenzende Stadt Ambrose anzusteuern, um dort Ersatzteile zu beschaffen. Gehüllt in Sonnenschein und freundlicher Atmosphäre erforscht das Pärchen die doch recht leeren Straßen. Nicht lang unbemerkt bleibt jedoch die Hauptattraktion der Stadt: Trudys Wachsfigurenkabinett. Keine Promis finden sich hier, dafür ist der Name Konzept – wirklich alles besteht aus Wachs.
Nachdem Bo, der Tankstellenbesitzer und bislang einzig agiles Wesen, die beiden mit zu seinem Haus lockt, wird die Stimmung langsam unbequem. Die übrige Gruppe hat die Football-Pläne aus Staugründen verworfen und steuert ebenfalls zurück ins Verderben. Einer nach dem anderen verschwindet von der Bildfläche. Es erscheint Bo’s Bruder Vincent „Waxface“. Er ist ein Mann der Tat. Ursprünglich Siamesische Zwillinge von Trudy und einem fragwürdigen Arzt ohne Zulassung, jetzt Brüder mit einer einschlägigen Psychose und einem tollkühnen Lebenswerk. Und beide fackeln nicht lang, um ihr Gesamtwerk des umhüllten Fleisches zu erweitern.
Filmkritik „House of Wax“
Im Großen und Ganzen begegnen wir hier einem sehr klassischen Vertreter der Gattung Teenie-Horror. Eine solide Rollenverteilung mit einer kleinen Portion Sexappeal, die nicht zuletzt durch den Trash-Faktor Paris Hilton auf sympathische Weise hochgehalten wird. Der Stimmungsaufbau ist dabei absolut ausgeglichen: die Einstiegshandlung ist beiläufig, dabei gut eingefärbt. Immer wieder gibt es kleine Andeutungen, die auf dem Hauptkomplex hinweisen, was besonders beim mehrmaligem Sehen Spaß macht. Die Szenen sind zu jeder Zeit stimmungsvoll aufbereitet, vor allem durch einen regen Perspektivenwechsel.
Der Regisseur Jaume Collet-Serra, der mit „House of Wax“ nach seiner Zeit als Musikvideo-Regisseur damals seinen ersten Kinofilm präsentierte, zeigt damit unaufdringlich aber wirkungsvoll sein Gefühl für Atmosphäre und seine Liebe zum Detail. Von der unheimlich heimelig arrangierten Nachbarschaft bis hin zum Brechen, Bröseln und Schmelzen der schlecht konservierten Exponate gibt es viele schöne Momente der Spannung und des Unbehagens. Hervorzuheben sind ebenfalls die jeweiligen Szenen des Dahinscheidens – ganz individuell hat hier jeder seinen großen, blutigen Auftritt. Selbst Bo’s und Vincent’s Abgang kulminiert in einem Finale heiß-schmelzender Poesie.
Von Manchen als Slasher tituliert, würde ich bei „House of Wax“ nicht so weit gehen. Als kleines „Dorf“ der tausend Leichen kriegt man jedoch sehr viel geboten – von ausgefeiltem Unbehagen bis zu viel Abgetrenntem, ob frisch oder alt. Wohlig dosiert und ansprechend inszeniert. Dennoch sei hier nicht unerwähnt, dass der Film seiner Zeit stark in der Kritik stand. Eine flache schauspielerische Leistung, ein zu grobes Konzept, eine Handlung voller Logiklücken. Ich unterstreiche es ohne Zweifel: in dieser Wachs-Produktion bleibt die Unterhaltung dennoch keineswegs auf der Strecke.
Die Versionen
2005 erschien „House of Wax“ ungeschnitten mit „Keine Jugendfreigabe“ für die Kinoausstrahlung. 1 Minute und 45 Sekunden bzw. 14 Schnitte entfallen in der in Deutschland publiken Fassung, welche ab 16 eingestuft ist. Für mein Verständnis ein immer noch recht würziges Vergnügen, für diese großzügige Eingruppierung. Denn den entsprechenden Szenen tut es nicht sonderlich weh, dass sie minimal entschärft wurden. Jedoch, wenn man die Möglichkeit hat, greife man bitte gern zum vollen Paket – es lohnt sich!
Das Urteil von Horrormagazin.de
„House of Wax“ ist und bleibt ein Film, der kurzweilig ist und trotz seiner Schwächen ein ausgereiftes, atmosphärisch mitnehmendes Paket an Unterhaltung bietet. Ein liebevoll inszenierter Klassiker mit Spaßgarantie – auch wenn er die Kritiker seinerzeit nicht zum schmelzen brachte. Dafür entflamme ich selbstbewusste 4 von 5 Kerzen!
Der offizielle Trailer zum Film "House of Wax"
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