Matomo

Bewertung: 4/5 Sterne

Filmkritik Late Night with the Devil

Ruhe, ich glotz’ TV!

Late Night with the Devil” ist ein grotesker Gruselschocker um eine Fernsehsendung, die den Teufel als Gast eingeladen hat. Der Film lief unter anderem auf dem diesjährigen FANTASY FILMFEST NIGHTS. Unsere Review gibt es jetzt zu lesen.

Die Handlung

Bereit für die Show? (Foto: capelight pictures)

Bereit für die Show? (Foto: capelight pictures)

Mit der abendlichen Fernsehsendung Night Owls schafft der Moderator Jack Delroy (David Dastmalchian) in den 1970ern den landesweiten Durchbruch. Auch privat läuft es in seiner Ehe mit Madeleine (Georgina Haig) rund. Alles wäre perfekt, wenn nicht Johnny Carson mit seiner „The Tonight Show“ die meisten Einschaltquoten im Abendprogramm einheimsen würde. Delroy lädt immer häufiger skurrile Persönlichkeiten in seine Sendung, um seinen Konkurrenten zu überholen. Doch an den Erfolg von Johnny Carson kann er nicht im Ansatz anknüpfen.

Nach einem tragischen Schicksalsschlag nimmt sich Delroy eine Auszeit. In 1977 zu Halloween kehrt er zu seiner Sendung zurück; eine Spezialfolge über übernatürliche Phänomene soll ihn und Night Owls wieder auf Erfolgskurs bringen. Als Gäste sind der Hellseher Christou (Fayssal Bazzi), der Magier Carmichael Haig (Ian Bliss), die Parapsychologin June Ross-Mitchell (Laura Gordon) und ein ehemaliges Sektenmitglied namens Lily (Ingrid Torelli) eingeladen. Besonders Lilys Erscheinen sorgt für Unruhe, da sie vom Teufel besessen sein soll. Schnell überschlagen sich die Ereignisse, aber Delroy hat nur die Quote im Kopf und moderiert die Veranstaltung professionell weiter.

Alle Beteiligten ahnen noch nicht, dass dies die letzte Ausstrahlung von Night Owls sein wird.

Filmkritik “Late Night with the Devil”

Ein Mann und sein Mikro (Foto: capelight pictures)

Ein Mann und sein Mikro (Foto: capelight pictures)

Das Regie/Drehbuch-Duo Cameron und Colin Cairns gelingt mit “Late Night with the Devil” ein originelles Horrorspektakel, das vor allem visuell beeindruckt. In experimentierfreudiger Found-Footage-Manier wird die letzte Night Owls-Folge geschildert. Bildformate und Farbtöne changieren und bringen so Schwung in die Erzählweise. Dadurch hebt sich der Film ästhetisch vom Rest bekannter Found-Footage-Filme wie “Blair Witch Project” & Co. ab. Neben digitalen Effekten greift das Duo auch auf Puppen- und praktische Effekte zurück, um die makabren Horrorszenen wunderbar glaubwürdig zu gestalten.

Die Filmvorspänne sind im Stil der 70er Jahre gehalten; geschwungene Schriften und grelle Farbkontraste, die an Omas Wandtapete erinnern. Allerdings wurde “Late Night with the Devil” genau dafür kritisiert, da diese von einer Künstlichen Intelligenz generiert sein sollen. In Hinblick auf den Autorenstreik in Hollywood vergangenen Jahres stehen Materialien, die von einer künstlichen Intelligenz stammen, in einer heiklen Debatte, da die gesetzliche Lage noch nicht geklärt ist. Nichtsdestotrotz ist die Bildästhetik eines der größten Stärken des Films.

Ist das jetzt ein gutes oder schlechtes Zeichen? (Foto: capelight pictures)

Ist das jetzt ein gutes oder schlechtes Zeichen? (Foto: capelight pictures)

Erzählerisch bleibt “Late Night with the Devil” stringent und wechselt von komödiantischen Talkshow-Einlagen, okkultem Grusel bis hin zur ekelhaften Groteske. Die Handlung wird vorwiegend von seiner Hauptfigur, Jack Delroy, und der Enthüllung seiner mysteriösen Vergangenheit, getrieben.

David Dastmalchian (“The Boogeyman”, “Die letzte Fahrt der Demeter”), der gern mal Nebenrollen in großen Hollywood-Produktionen spielt, glänzt als quotengeiler Jack Delroy. Sein Delroy ist kein charismatischer Fernsehmoderator, der Menschen mit seinen schlagfertigen Witzen zum Lachen bringt. Vielmehr ist er ein gebrochener Mann, der einen Charismatiker mimt. Besonders in den Szenen, wo seine TV-Persönlichkeit überfragt ist, reißt seine Fassade auf und sein wahres Ich kommt zum Vorschein: unsicher, desillusioniert und vom Ruhm geblendet.

Und das ist dein Herzblatt... (Foto: capelight pictures)

Und das ist dein Herzblatt… (Foto: capelight pictures)

Die übrige Besetzung ist solide, bleibt aber bis auf Ingrid Torellis Figur eindimensional. Zu wenig Erzählraum wird ihnen gegeben, da sich die Filmhandlung vorwiegend um die Sendung und Delroy dreht. Das ist etwas schade, da die Handlung das erzählerische Potential hätte, den restlichen Figuren mehr Tiefe zu geben.

Die Versionen

“Late Night with the Devil” ist ab 16 Jahren freigegeben und hat eine Lauflänge von 93 Minuten. Der Film läuft ab dem 6. Juni 2024 in den deutschen Kinos.

Das Urteil von Horrormagazin.de

Bei “Late Night with the Devil” vermischen sich kongenial Elemente aus banalem Abendfernsehen, 70er-Jahre-Ästhetik und übernatürlichem Horror zu einer fesselnden Tour de Force. Zwar fällt der Film zum Ende erzählerisch ab, beeindruckt aber visuell und mit einer originellen Prämisse. Einer der vielversprechendsten Horrorfilme dieses Sommers!

Bewertung: 4/5 Sterne

Der offizielle Trailer zum Film "Late Night with the Devil"

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Über Phi Am

Phi Am beschäftigt sich seit ihrer Jugend mit Horrormedien und -geschichten aus aller Welt. Der Nickname stammt aus der thailändischen Geister-Folklore, beschreibt jedoch aus heutiger Sicht das Phänomen einer Schlafparalyse. Ist großer Fan von Werken des Comiczeichners Junji Itō und Nudelsuppen.
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