In dir steckt weitaus mehr, als ein Kind vom Dorf? Kühe melken und Eier sammeln sind nicht dein Ding? Ja, du spürst ganz genau, in dir schlummert ein Star, dem irgendwann die ganze Welt zu Füßen liegt. Aber gutes Aussehen allein, bahnt dir nicht den Weg an die Spitze. Ein gewisses Maß an Fokussierung und Bereitschaft zu Gewalt könnte hilfreich sein. Für Maxine Minx ein klarer Fall, was sie in „MaXXXine“, dem dritten Teil der Ti-West-Trilogie ein weiteres Mal unmissverständlich auf den Punkt bringt. Nach „X“ (2022) und „Pearl“ (2022) befindet sich das splatternde Starlett endlich in L.A. und ist nach wie vor tödlich entschlossen, ihren Traum zu leben.
Inhaltsverzeichnis
Die Handlung
1984, L.A. – während eines Film-Casting tritt eine junge blonde Frau selbstbewusst vor die Jury und zeigt eine dramatische Performance und einen überzeugenden Einblick auf zwei gute Argumente. Sie kriegt die Rolle.
Sechs Jahre nach dem „Texas Pornhouse Massacre“ (siehe „X“ 2022) wird Maxine endlich für eine Hauptrolle im Prequel des skandalösen Horrorfilms „The Puritan 2“ ausgewählt. Nach Jahren im Pornobusiness wittert sie in diesem Genre ihr Sprungbrett nach Hollywood.
Leider trüben zwei lästige Dinge den heiß ersehnten Durchbruch. Zum einen folgt der rigorosen Blondine ein zwielichtiger Privatdetektiv (Kevin Bacon) auf Schritt und Tritt. Eine VHS-Kassette, die er ihr zuspielt, zeigt die polizeilichen Ermittlungen im Zusammenhang mit ihrer dezent „stichfesten“ Vergangenheit. Zum anderen schlitzt sich ein Serienkiller durch Straßen um Hollywood. Der „Night Stalker“ verstümmelt mit Vorliebe junge Frauen.
Der Regisseurin des Films, Elizabeth Binder (Elizabeth Debicki), bleibt die Verunsicherung ihrer Neuentdeckung nicht verborgen. Doch ihre glasklare Ansage überzeugt Maxine: „Das ist deine Chance. Und alles, was dich ablenkt, musst du ausschalten.“
Filmkritik „MaXXXine“
Vorab zum Verständnis eine kurze Einordnung in die Goth-Show-Trilogie: Ti West drehte während der Corona-Pandemie 2022 „X“. Hier versucht Maxine im Jahr 1979 in Texas durch einen Independent-Pornodreh auf einem Bauernhof einen Fuß ins Film-Business zu bekommen. Die anfangs ahnungslosen und betagten Gastgeber Howard und Pearl werden „tödlich beeindruckt“.
„Pearl“ (ebenfalls 2022) wurde als Prequel konzipiert und spielt im Jahr 1918, also Ende des Ersten Weltkrieges. Pearl, vermutlich die alte Dame in „X“, lebt auf einer Farm mit ihren streng religiösen Eltern, welche ihren Wunsch nach Hollywood zu gehen, strikt ablehnen. Ihre Versuche, der elterlichen Hölle und deren Vorstellungen zu entkommen, endet in herrlich viel Blutvergießen.
Nicht von Anfang an als Trilogie konzipiert, legte West nun mit „MaXXXine“ das Sequel zu „X“ nach, und die Diskussionen über dessen Daseinsberechtigung sind groß. Ich kann da nur sagen: Entspannung, bitte! Wer hier keinen Spaß hat, kann gern ins Nachbarkino zu Dario Argento stiefeln. Denn diese Trilogie ist purer Pop, und das ist gut so!
West platzierte die Handlung zielsicher in den 80er-Jahren in L.A. Als Regisseur, Drehbuchautor und Editor bringt er den Stil in jeder Facette auf den Punkt. Von Soft Cell bis Blondie im Soundtrack, stilistische Bildübergänge, Kostümdesign, Kulisse und Charaktere – die Grundstimmung wirkt stimmig und begeistert jeden 80s-Fan.
Die Besetzung ist dank des großen Erfolges der beiden Vorgänger überraschend hochkarätig. Mia Goth ist eine konstant überzeugende „bloody“ Quotenqueen. Mit gerade 30 Jahren hat sie sich nicht nur Shia LaBeouf geangelt, sondern kann ein imposantes Spektrum an Horror-Vita verzeichnen. Dazu zählen „Infinity Pool“ (2023), „Susperia“ (2018), „A Cure for Wellness“ (2016) und „Emma“ (2020). Neben Elizabeth Debicki, Michelle Monaghan und dem Serienliebling Bobby Cannavale sind jedoch zwei Charaktere wohl die größte Überraschung: „Breaking Bad“-Endgegner Giancarlo Esposito und „Hollow Man“ Kevin Bacon. Zu viel des Guten? Oh Gott, ja … aber da wir hier eher im Trash-Bereich sind, gilt – Go for it!
Und eine Trash-Horror-Perle ist diese A24-Produktion auch – das muss man sich bewusst machen. Es ist kein sensibler, kluger Ari Aster („Hereditary“, „Midsommar“, „Beau is afraid“), was man z.B. pauschal von dem, anspruchsvollen New Yorker Produktionsunternehmen erwartet. „MaXXXine“ ist kein Meisterwerk, teilweise sehr vorhersehbar, mit einigen erzählerischen Schwächen.
Dennoch zeigt sich hier ein gelungener, kritischer Tribut an eine ganze Epoche der Filmindustrie: „X“ im Slasher-Stil von „Texas Chainsaw Massacre“ – „Pearl“ als Beginn der Farbfilme im Stil von Mary Poppins mit viel Dramatik und „MaXXXine“ als Psychothriller der VHS-Ära. Nicht nur die menschlichen Abgründe im Streben nach Ruhm geben hier messerscharfe Einblicke. Jeder Teil porträtiert zusätzlich die menschliche Beziehung zu Medien, die sie konsumieren, und ist damit auch ein kluger Blick auf die Schattenseiten der Traumfabrik.
Die Versionen
Mia aka Ms. Minx schickt uns 104 Minuten durch das unberechenbare L.A. der 80er, welches man nur mit einer FSK-18-Freigabe betreten sollte. Jedoch ist „MaXXXine“ weitaus zarter als seine Vorgänger. Scheinbar genügte schon ein kurzer Blick auf eine spontane Entmannung, um einen saftigen Sprung nach oben zu machen. Die gute „Pearl“ langte ebenfalls ordentlich zu. Hingegen gelang Maxine in „X“ nur ein FSK-16-Siegel. Mehr als 16 Dollar dürfte Mia Goth jedoch die Klage gekostet haben, die ein „Leichenstatist“ einforderte, weil sie ihn aus Langeweile kräftig gegen den Kopf trat. Das nenne ich Rollenidentität.
Das Urteil von Horrormagazin.de
„MaXXXine“ ist ein hochbesetzter, scharfzüngiger Splatterspaß mit einigen Schwächen, aber maximalem Unterhaltungswert. Dabei nimmt sich Wests Satire selbst nicht zu ernst und ist genau daher eine herrliche Hommage an die Filme der 70er und 80er – mit unzähligen Anspielen auf geliebte Hollywood Klassiker. Mia Goth schlitzt und schießt sich cool und sexy den Weg zum Rum frei und wird in ihrem Werdegang sicher noch vielen Männern lässig die Kronjuwelen zerquetschen. Alles in allem: ein extraspitzer High Heels ins Auge der Filmindustrie, mit ordentlich Kultpotential.
Der offizielle Trailer zum Film "MaXXXine"
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