Matomo

Bewertung: 1/5 Sterne

Filmkritik Monster on a Plane

Eine Prise Anneliese stürzt ein Flugzeug in die Krise

Na, auch immer leicht nervös vor einem Flug angesichts möglicher Komplikationen? Schlechtes Wetter, ausfallende Triebwerke, geschmuggelte Bomben – ja, es ist nachvollziehbar, mit Respekt in ein Flugzeug zu steigen. Eindeutige Sicherheitsvorgaben sollen uns schützen: keine Waffen, Werkzeuge, Akkus, Entzündbares … aber fragt jemand nach Monstern? Besser wäre es!

Die Geschichte

Ich kann kein Blut sehen - dann schau doch nicht hin! (Foto: Busch Media Group)

Ich kann kein Blut sehen – dann schau doch nicht hin! (Foto: Busch Media Group)

Eine illustre Truppe konfliktfreudiger Charaktere besteigt ein Flugzeug nach Berlin. Unter ihnen ein verdächtig unruhiger Wissenschaftler mit einem noch verdächtigeren Koffer. Ohne viel Aufhebens werden jegliche Vorsichtsmaßnahmen ignoriert und das ominöse, löchrige Gepäckstück wird eingeladen. Stewardess Nathalie (Eva Habermann) ist etwas melancholisch, da sie nach diesem Flug ihren Job an den Nagel hängen will.

Reichlich genagelt wird während des Fluges ebenfalls. Doch während sich eine Unwetterfront auftut, werden neben dem begattungsfreudigen Personal auch die Fluggäste ordentlich durchgeschüttelt. Turbulent wird es auch im Laderaum, in dem sich besagter Koffer plötzlich regt. Ein dental gesegnetes Mini-Monster entschlüpft und knuspert sich entschlossen den Weg durch Kabel und Gerät, bis es schließlich auch menschliches Material zwischen seine Beißerchen bekommt.

Das kleine Anneliese Walburga, wie es zärtlich von seinem Finder nach dessen Exfrau benannt wurde, wächst und gedeiht bei dem abwechslungsreichen Buffet ganz prächtig. Überflüssigerweise befindet sich zusätzlich ein eigentlich renommierter Mörder an Bord, wie ein Funkspruch von der Zentrale mitteilte. Anneliese 2.0 lässt ihn jedoch reichlich alt aussehen, da es den Flug Nr. 123 nach Berlin langsam aber sicher schon sehr gut selbst in einen Slasher-Segler verwandelt.

Filmkritik „Monster on a Plane“

Klappe zu, Mundgeruch weg! (Foto: Busch Media Group)

Klappe zu, Mundgeruch weg! (Foto: Busch Media Group)

WTF denkt man sich eigentlich schon nach den ersten 5 Minuten und möchte eigentlich sofort ausschalten. Die deutsche Synchronisation dieses deutschen Filmes ist unerträglich, da man tatsächlich deutsche Schauspieler auf Englisch aufnahm, um möglichst viele internationale Festivals zu beglücken. Folglich musste das grausige Englisch für den deutschen Markt quasi retour-synchronisiert werden – grausig zum Quadrat!

Das exquisite Ensemble ist passend dazu natürlich auch der Horror. Eva Habermann als Nathalie hält hier trotz der Synchro-Apokalypse das Niveau leicht im Mittelfeld. Trashige Cameos von Berliner Rap-Buddy MC Fitti und Pornomaus Michaela Schäfer sind ein witziges Highlight auf dem Flug Nr.123 ins schauspielerische 0-8-15.

Etwas Ketchup dazu? (Foto: Busch Media Group)

Etwas Ketchup dazu? (Foto: Busch Media Group)

Aber mal kurz zurück zu den Wurzeln. Regisseur Ezra Tsegaye als profilierter Comiczeichner und Grafiker hat Visionen. „Snakes on a Plane“ (2006) hat funktioniert: Du kriegst, was du erwartest, auf den Punkt. Dafür sorgte Samuel L. Jackson in perfekt gnadenlosem Stil mit Brutalität und Raffinesse. Wir haben herzlich gelacht über das Rip-Off, sprich Plagiat, „Rats on a Train“ (2021). Tsegaye setzt nun auf Trash-Erfolge wie „Sharknado“ (2013 bis 2020) und springt 18 Jahre später auch nochmal aufs Trittbrett. „Monster on a Plane“ ist das Fußnägel-aufrollende Resultat.

Zugegeben, Anneliese Walburga erinnert schon sehr an unsere Lieblinge „Critters“ (1986 bis 1992) und „Gremlins“ (1984, 1980), was viel Wärme im Herzen eines Horrorfilmfans erzeugen kann. Etwas tapsig, dafür ungemein beißfreudig, hat es viel Schönes. Das nahtlos erreichte Riesenexemplar erinnert den geneigten Fachmann an die uneheliche Kreuzung von Kühlschrank und Predator. Irgendwie alles geklaut, aber immerhin hat Anneliese ein Special-Feature: Halluzinationen!

Oh, wie niedlich. Ein Gritter! (Foto: Busch Media Group)

Oh, wie niedlich. Ein Gritter! (Foto: Busch Media Group)

Aber wir wären ja nicht das Horrormagazin, wenn wir nicht auch dazu den passenden Film aus dem Kuriositäten-Köcher ziehen könnten: im Science Fiction-Horror „Hobgoblins“ von 1988 gelingt es zottelig fiesen Gritters (Gremlin-Critter-Mixtur) ihre Opfer mental zu beeinflussen. Durch pure sexuelle Aufladung sind ihre Opfer unfähig, sich auf die Bekämpfung ihrer Widersacher als vielmehr auf die Begattung des Nächstbesten zu konzentrieren. Auch hübsch!

Häufig gelobt werden die handgemachten visuellen Effekte (VFX) und Animatronics – mechanisch ferngesteuerte Puppen. Am Ende ist die Mischung jedoch so ungeschickt, dass jeder Trashfan wohl selber entscheiden muss, ob er dem Spektakel ein gewisses Maß an Charme und Retro-Feeling abgewinnen kann.

Die Versionen

Unsere heißhungrige Anneliese beißt sich motiviert durch alles, was nicht bei drei aus dem Flugzeug springt. Das sorgt zweifelsohne für reihenweise stattlicher Fleischwunden. Wirklich gruselig sind diese jedoch nicht. Durch massive Ignoranz anatomischer Grundkenntnisse und lieblos gestalteten Blutspritzern kommt einfach kein Splatter-Spaß zu Stande. Aber immerhin gelingt dadurch eine Jugendfreigabe ab 16, was das überschaubare Publikum sicher etwas vergrößert. In 88 Minuten hat der Zuschauer schließlich Zeit, seine Freizeitaktivitäten zu überdenken.

Das Urteil von Horrormagazin.de

Monster on a Plane“ fährt mit wirklich schöner PR dick auf, was Selbstbewusstsein und Verführungskunst mit sich bringt. Und selbstbewusst ist Tsegaye auch in der Umsetzung, mit viel Mut zum Flop. Ein so trashiger Film muss witzig sein? Au contraire mon frère. Daher mein Vorschlag: macht ganz im Stil von „SchleFaZ – Die schlechtesten Filme aller Zeiten“ ein Trinkspiel daraus oder schaut euch gleich Critters, Gremlins oder noch besser: Hobgoblins an! (SchleFaZ S05E05). Bei der Gelegenheit: Danke an wunderbare 10 Jahre voll brutal schlechter Filme mit Rütten und Kalkhofe. Es war ein Fest!

Bewertung: 1/5 Sterne

Der offizielle Trailer zum Film "Monster on a Plane"

Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.

Mehr Informationen
Über Mallory Knox

Schon von klein auf kitzelte Mallory Knox das künstlerisch Spezielle. Filme hatten dabei immer einen besonderen Stellenwert. Nicht zuletzt durch die Ästhetik Cronenbergs verfiel sie dem Genre restlos und gibt jetzt schreibwütig ihren Senf dazu.
Mehr von Mallory Knox  

Abonniere unseren Newsletter!
Bei jeder Veröffentlichung einer Filmkritik erhältst du eine E-Mail - ganz einfach in deinen Posteingang. Natürlich kostenlos!

Aktuelle Filmkritiken auf Horrormagazin.de

Mehr zeigen