Mama hat das Sagen! Selbst nach dem Ableben von Emmetts Mutter ist ihre Präsenz allgegenwärtig und verursacht eine unentspannte Atmosphäre. Die passende Therapie ist zutiefst verstörend.
Inhaltsverzeichnis
Die Handlung
Die Bindung zwischen einer Mutter und ihrem Sohn ist stärker als jedes Element. Selbst Streit und große Distanzen können dem engen Band nichts anhaben. Emmett muss diese Erfahrung machen, als ihn die Nachricht zum Tod seiner Mutter Tracy erreicht. Obwohl er sich seit Jahren versuchte von der übermächtigen Kontrolle und bestimmenden Art und Weise der Omni-Mutter zu befreien, hat er sich von ihr nie vollständig lösen können. Statt Tränen zu vergießen, wohnt er der Beerdigung teilnahmslos bei. Dass die Verstorbene ihm ein Haus im Grünen überlassen hat, wundert ihn dann aber doch.
Während Emmett das Erbe schnellstmöglich verkaufen will, bestärkt ihn seine Verlobte Anya darin, das Anwesen zu behalten. Bei einem Wochenendausflug überredet sie ihn, sich endlich seiner Vergangenheit zu stellen und die Beziehung zu seiner Mutter aufzuarbeiten. In der Annahme, dass ein paar Pilze helfen könnten, begeben sich Emmett und Anya in ein Rollenspiel, welches ungeahnte Züge annimmt. Während Emmett seinen Trip übersteht, verwandelt sich Anya immer mehr in Mutter Tracy.
Filmkritik „Mother, May I?“
Mit dem Begriff der toxischen Beziehungen wird seit einigen Jahren inflationär umgegangen. Der Mix aus Abhängigkeit, Liebe und Zurückweisung hat sich zur zwischenmenschlichen Krankheit entwickelt, die Menschen emotional in die Knie zwingen kann. Dass diese Definition bei Laurence Vannicellis Horrorstück gerechtfertigt ist, zeigt die Grundprämisse der gestörten Mutter-Sohn-Beziehung, die selbst über den Tod hinaus für viel Angst und Schrecken sorgt. Gepaart mit einem Hauch psychologischer Störungen, wird aus der schwierigen Lage eine heftige Grenzerfahrung.
Still und leise durchzieht der Horror die knapp 100 Minuten und spart übermäßige Blut- oder Splatter-Momente aus. Im Vordergrund steht das subtile Grauen, welches sich mit jedem weiteren Schritt in Richtung Vergangenheit ausbreitet. Hinsichtlich der Inszenierung hätte Regisseur Laurence Vannicellis auf simple Rückblenden zurückgreifen können, um das Bild einer gestörten Familie zu skizzieren. Stattdessen lässt er durch Erinnerungen in Gesprächen, alte Aufnahmen oder dem Streifzug durch das alte Haus den Horror aufleben.
Langsam und behutsam bewegt sich die Story voran. Die Angst vor den Enthüllungen und Konfrontationen, die Emmett versucht zu vermeiden, werden durch das behutsame Tempo spürbar. Vom Zuschauer verlangt dieser Kniff viel Durchhaltevermögen. Das Warten lohnt sich jedoch und wird durch das intensive Spiel des Casts begleitet. Wahnsinn, fremde Mächte oder Manipulation? Besonders die Charakterentwicklung von Anya lässt viel Raum zum Interpretieren. Das gefährliche Rollenspiel, auf welches sich das Paar einlässt, ist gespickt mit Lügen und Scheinwahrheiten, die bis zum Ende unterhalten.
Verdrängte Erinnerungen und Beziehungen voller Schmerz: Wer sich durch Ari Asters Aufarbeitungsseminar in „Midsommar“ einließ und bei Aneesh Chaganty „Run – Du kannst ihr nicht entkommen“ keine Angst vor innigen Mutter-Tochter-Beziehungen bekam, der begibt sich mit „Mother, May I?“ auf bekanntes Terrain. Innovationen und Spannungen lassen sich trotz Vorahnungen an vielen Stellen entdecken. Auf die Familie!
Die Versionen
Der Mindfuck-Thriller wurde auf dem Fantasy Filmfest Nights 2023 gezeigt und hat noch keinen Verleih in Deutschland gefunden. Grundsätzlich ist somit von einer FSK ab 18 Jahren auszugehen.
Das Urteil von Horrormagazin.de
Ein leises Kammerspiel mit heftigen Zwischentönen! Auseinandersetzungen mit dem eigenen Ich und der Vergangenheit bergen nur selten positive Erfahrungen. „Mother, May I?“ wagt sich mit einem gewagten Rollenspiel auf dünnes Eis, dessen Risse mit jedem Schritt größer werden.
Der offizielle Trailer zum Film "Mother, May I?"
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