Matomo

Bewertung: 2/5 Sterne

Filmkritik Piercing

Verdorbene Charaktere und blutverschmierte Kuscheleinlagen

Fetisch für Anfänger: Ein Geschäftsmann und Familienvater hat das dringende Bedürfnis, einen Menschen umzubringen. Doch sein Opfer will bei dem Plan nicht mitmachen und dreht den Spieß einfach um. Ein spannungsgeladenes Katz-und-Maus-Spiel entsteht daraus aber noch lange nicht.

Die Handlung

Lieber peinliche Stille als ein weiteres Wort unserer Synchronsprecher … (Foto: Busch Media Group)

Lieber peinliche Stille als ein weiteres Wort unserer Synchronsprecher … (Foto: Busch Media Group)

Reed ist ein introvertierter Typ, der mit Frau und Kind ein offensichtlich unspektakuläres Leben führt. Was ihn von anderen Männern unterscheidet, die sich mit selbigem Lebensinhalt abgefunden haben, ist der tief verborgene Wunsch, einen Menschen zu ermorden. Die zufällig dafür ausgewählte Prostituierte Jackie ahnt nichts von ihrem Schicksal, als sie Reed in seinem Hotelzimmer aufsucht.
Doch der minutiöse und durchchoreografierte Plan gerät schon nach wenigen Minuten außer Kontrolle. Zwischen Rachegedanken, eigenen Verletzungen und Fantasien in Lack und Gummi wechseln Reed und Jackie die Rollen von Opfer und Täter. Ist es noch Lust oder schon Hass?

Mitten in der fetischgeprägten Faszination entspinnt sich wider Erwarten eine romantische Verbindung, die das gefährliche Treiben noch reizvoller macht.

Filmkritik „Piercing“

Wer blinzelt, verliert (Foto: Busch Media Group)

Wer blinzelt, verliert (Foto: Busch Media Group)

Zugegeben: Der Grundgedanke ist düster, kraftvoll und spannend. Der Film hält sich auch nicht lange mit dem Intro auf, sondern vermittelt schon innerhalb der ersten Minuten: Reed will morden. Wenn selbst sein eigenes Baby ihn dazu ermutigt, nun endlich seine Mordlust in die Tat umzusetzen, scheint das Szenario zwischen witziger Kuriosität und abgrundtiefer Düsternis zu schwanken. Allerdings schwanken die Ambitionen zu sehr und kippen nach kurzer Zeit einfach um. Zuckend bleibt der Film am Boden zurück und weiß nicht mehr, was er nun eigentlich sein will oder soll.

Hauptfigur Reed plant seinen Mord akribisch, betäubt sich selbst mit Chloroform, um die richtige Dosis zu finden und spielt selbst das Zerstückeln der Leiche pantomimisch durch. Der Keim des Bösen ist am Sprießen, doch hätte man gern gewusst, woher der unmenschliche Wunsch überhaupt kommt. So bleibt eine Behauptung im Raum zurück, die einfach akzeptiert werden kann oder nicht.

Hallo? Habt ihr das Drehbuch gefunden? (Foto: Busch Media Group)

Hallo? Habt ihr das Drehbuch gefunden? (Foto: Busch Media Group)

Dass in diesem Film alle Figuren einen verdorbenen Charakter präsentieren, rechtfertigt eben nicht jedes Handeln. Wenn sich Jackie plötzlich selbst verstümmelt, ist das grausam, aber warum sie das ohne Vorwarnung macht, bleibt offen. Die kruden Rückblenden und Traumszenarien liefern einen kleinen Einblick in die finsteren Gedanken. Eine wirkliche Erklärung dazu bleibt aus.

Wer sich mit so etwas sowieso nicht aufhalten will und sich letztendlich einfach der Handlung hingibt, wird sich auch nicht mehr über die aufkommende Romantik wundern. Hier geben sich sterile Eispickel und blutverschmierte Kuscheleinlagen die Klinke in die Hand. Damit verschenkt der Film das eigentlich interessante Thema. Dann lieber noch einmal „Audition“ von Takashi Miike anschauen.
Ob sich die Synchronsprecher bei den Aufnahmen selbst unsicher waren, welche Art von Film sie eigentlich vertonen, ist nicht überliefert. Tatsache ist: Eine unmotiviertere Sprachfassung haben wir selten gehört.

Die Versionen

Der Film kommt in ungekürzter Version ins Heimkino und präsentiert sich mit einer FSK-Freigabe ab 18 Jahren. Blutige Effekte sind eher punktuell eingesetzt und treten im gesamten Film in den Hintergrund. Was die hohe Freigabe jedoch rechtfertigt, ist die Frage: „Wo endet die Lust und wo beginnt krankhaftes Verlangen?“

Das Urteil von Horrormagazin.de

Diese Fetischbox bleibt verschlossen: Gutes Thema, das jedoch im stets behaupteten Drehbuch verloren geht.
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Bewertung: 2/5 Sterne

Der offizielle Trailer zum Film "Piercing"

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Über Cotton Weary

Als Kind der 90er Jahre wuchs Cotton Weary mit der gerade startenden Teenie-Horrorwelle auf. „Scream“ legte nicht nur den Grundstein für die Freude an Horrorfilmen, sondern war auch der Stein des Anstoßes, um Kino lieben zu lernen.
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