Im Indie-Horrorfilm „Skinamarink“ erleben zwei Kinder einen wahrgewordenen Albtraum: Ihr Vater ebenso wie alle Türen und Fenster des Hauses sind verschwunden. Während sie auf Rettung warten, wird klar, dass sie doch nicht so alleine sind wie zunächst angenommen; eine böse Präsenz lauert irgendwo im Haus – und will spielen. Unsere Filmbesprechung gibt es hier.
Inhaltsverzeichnis
Die Handlung
Im Jahr 1995 leben der vierjährige Kevin (Lucas Paul) und die etwas ältere Kaylee (Dali Rose Tetrault) mit ihrem alleinstehenden Vater (Ross Paul) in einem mehrstöckigen Haus. Als die Kinder eines Nachts erwachen, stellen sie fest, dass ihr Vater verschwunden ist. Doch es kommt noch seltsamer: auch alle Türen und Fenster des Hauses sind weg.
Nachdem jegliche Kontaktversuche mit der Außenwelt fehlschlagen, entscheiden sich die Beiden dazu, auf die Rückkehr ihres Vaters zu warten. Sie richten sich mit Schlafsachen und Spielzeug im Wohnzimmer ein und lassen den Fernseher mit VHS-Cartoons laufen, um einschlafen zu können.
Nach und nach beginnt sich das Haus zu verändern; Objekte hängen wie durch Zauberhand von Decken oder verschwinden komplett und seltsame Geräusche erklingen aus dem Obergeschoss. Hinzu kommt eine mysteriöse Präsenz, die sich zunächst nur in der Form von Stimmen und Visionen zu erkennen gibt. Doch dann beginnt das unbekannte Böse Forderungen zu stellen…
Filmkritik „Skinamarink“
Der kanadische Independent-Horror feierte 2022 auf einem Festival Premiere und sorgte durch seine spezielle Geschichte, Ästhetik und Tonalität für Aufmerksamkeit. Bald darauf ist „Skinamarink“ durch Mundpropaganda auf den sozialen Medien groß herausgekommen. Im Dezember 2023 erklärte das „Rolling Stone“-Magazine es zum besten Horrorfilm des Jahres; in der Review des „Guardian“ hingegen wurde der Film als langweilig und dem erlangten Kultstatus gegenüber als unwürdig bezeichnet. Ein weiterer Fun Fact: Eine Untersuchung des „Science of Scare Projects“, bei der die Herzfrequenz von 250 Testpersonen während Horrorfilmvorführungen gemessen wurde, hat 2023 ergeben, dass „Skinamarink“ Platz drei der gruseligsten Filme aller Zeiten einnimmt. Aber was heißt dieses ganze Einführungsgeplänkel nun für die Kritik?
„Skinamarink“ ist einer dieser Filme, auf die man sich wirklich einlassen muss. Wenn man ohne Erwartungen und offenen an den Horror herangeht, wird man wie die 250 Testpersonen mit einem Horrorfilm der Extraklasse belohnt. Filmfans sollten das krisselige Bild, die Kameraeinstellungen, die kaum etwas verraten und das Fehlen von Konversationen wertschätzen können, da der Film dadurch alleine schon die Sphäre müder Schocker verlässt.
Regisseur Kyle Edward Ball, der ebenfalls Drehbuch, Schnitt und Produktion mit einem Minibudget auf sich nahm, demonstriert zweifelsohne, dass er das Horrorgenre verehrt. Die Abwesenheit von Konventionen weist darauf hin, dass er mit diesen innigst vertraut ist und aufzeigen möchte, was für Grusel im Meer des Grauens abseits der Rettungsboote voller Klischees noch auf Fans warten können.
Der größte Pluspunkt dabei: „Skinamarink“ traut den Zuschauer:innen eigenes Denken zu. Statt in Dialogen den Plot zu wiederholen, müssen sich die Zuschauer:innen sich hier ziemlich anstrengen, um den gezeigten Inhalt zu verstehen. Dabei muss man sich deutlich auf die eigenen Augen und Ohren verlassen; zwischen Bild im VHS-Video-Look, den scheinbar banalen Kameraeinstellungen auf Ecken und Gegenstände und der leisen Tonspur, wartet man gespannt auf das Grauen und vermutet hinter jeder Einstellung einen großen Jumpscare. Diese sind sparsam auf den Film verteilt und entfalten damit eine große Wirkung. Es ist also kein Wunder, dass manche Fans des Genres von „Skinamarink“ gelangweilt sind, schließlich ist man heutzutage ein hohes Spannungsniveau und schnelle Schnitte gewohnt.
Auch wer eine eindeutige Auflösung braucht, um einen Film zu genießen, wird hier nicht fündig werden. „Skinamarink“ bleibt auch nach dem Abspann ein Mysterium, was aber dafür sorgt, dass der Film für längere Zeit im Hinterkopf lauert. Dass es sich bei den Protagonisten um Kinder handelt, die eigentlich auf den Schutz anderer angewiesen sind, macht alles noch viel schlimmer. Die instinktive (kindliche) Angst, von den Eltern verlassen zu werden und auf sich alleine gestellt zu sein, wird jede:r nachvollziehen können. Die bösartige Präsenz, die sich wie ein Gott verhält und sich am Leiden der Kinder ergötzt, bleibt ungesehen und dadurch noch viel schrecklicher. Über Motive, Bedeutungen, Interpretationen kann man sich dabei konstant streiten – und das ist der Spaß daran.
Kyle Edward Balls Debütfilm bringt frischen Wind in das Genre und unterhält mit gut durchdachten Einstellungen, hohen Einsätzen und unterschwelliges Grauen durch suggestive Erwartungen. Letztendlich ist es schwer, „Skinamarink“ für Personen greifbar zu machen, die den Film nicht gesehen haben. Die beste Herangehensweise wird es sein, so blind wie möglich reinzugehen und einfach nichts zu erwarten. Dann kann man das meiste aus der Erfahrung rausholen und erlebt Horror, von dem man länger etwas hat.
Die Versionen
Die vorliegende Blu-Ray-Fassung läuft 100 Minuten – die DVD weist vier Minuten weniger auf. Der Film erhielt aufgrund seiner Horrorelemente und einiger Gewaltszenen eine nachvollziehbare FSK-Freigabe ab 16 Jahren. Ungeschnitten.
Das Urteil von Horrormagazin.de
Mit wenig Aufwand kann man Großartiges kreieren, „Skinamarink“ zeigt, wie es geht. Was noch bleibt: Es tut uns sehr leid, Kevin und Kaylee. Für alles, was ihr für unsere Unterhaltung durchmachen musstet…
Der offizielle Trailer zum Film "Skinamarink"
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