Faultiere üben seit jeher eine gewisse Faszination auf den Menschen aus. Auf spezielle Art putzig sind sie mit einem entschleunigten Lebensstil gesegnet, den man in unserer leistungsorientierten Social-Media-Gesellschaft einfach bewundern muss. Doch was die Wenigsten wissen: Das possierliche und gutmütige Drei-Finger-Plüschi aus den Regenwäldern ist auch verdammt schlau. Den nicht ganz wissenschaftlichen Beweis dafür, liefert uns Matthew Goodhue mit seinem ebenfalls cleveren, aber völlig durchgeknallten Teenie-Slasher „Slotherhouse“. Hier werden mit den drei stattlichen Klauen nicht nur leckere Blätter verspeist, sondern auch reichlich Studentinnen zersäbelt.
Inhaltsverzeichnis
Die Handlung
Als Collegestudentin hat man es nicht leicht im ständigen Kampf um Beliebtheit und Insta-Follower. Emily Young (Lisa Ambalavanar) will’s in ihrem letzten Jahr in der Studentenverbindung nochmal richtig krachen lassen und zur Präsidentin gewählt werden. Dafür braucht sie natürlich ein It-Piece der besonderen Art und sie adoptiert ein zuckersüßes Faultiermädchen. Dass dieses kurz zuvor seinen Wilderer niedermetzelt hat, bleibt ihr verborgen und die Mädchen im Verbindungshaus sind verzaubert von ihrem neuen, flauschigen Maskottchen „Alpha“.
Leider ist die amtierende Präsidentin über die drohende Konkurrenz nicht erfreut. Sie buchsiert das hilflose Tierchen heimlich an die frische Luft – mit schwerwiegenden Folgen! Denn Alpha ist ein zartes Wesen von sehr nachtragender Natur. Flink wie ein…äh…Faultier es nur sein kann, ist es wieder im Haus und beginnt einen Rachefeldzug von ninjahafter Diskretion und Brutalität. Während ein Verbindungsmitglied nach dem anderen „verschwindet“ avanciert Alpha zur Queen im Haus. Doch Vorsicht: Wer sich unbeliebt macht, wird mit 3 Schnitten ins Jenseits befördert.
Filmkritik „Slotherhouse“
Ja, das klingt jetzt wieder naiv und an den Haaren herbeigezogen – na und! Ich sage selbstbewusst: „Why not!?!“. Erinnern wir uns an Perlen des Horror-Tier-Trashfilms wie den schlecht brillanten „Zombiber“ (2013, Jordan Rubin), „Arac Attac“ (2002, Ellory Elkayem) oder den unvergesslich grotesken „Black Sheep“ (2006, Jonathan King). Dem Wahnsinn sind in diesem Genre keine Grenzen gesetzt, und Regisseur Matthew Goodhue hält sich mit Bravour daran.
Eine gewisse filmische Genre-Kompetenz ist bei aller Liebe zum Wahnsinn natürlich auch hier gefragt. Mittelmäßige Schauspieler, eine absurde Ausgangssituation und ein hohes Maß an Überraschungen, die jeder Logik entbehren, sind dabei fundamental! So hat unser Faultier fatale scheinbar aus dem Nichts unter anderem gelernt, einen PC zu bedienen, Auto zu fahren und schicke Selfies zu machen. Das ist wunderbar absurd.
Hervorzuheben ist, was auch ebenfalls für einen guten Trash-Horror entscheidend ist: Hier ist alles handgeklöppelt. Liebevoll und ohne jegliche CGI-Hilfe wird die gute Metzel-Alpha in Szene gesetzt. Von zuckersüß bis psychopathisch, entlockt man ihr ein herrliches Spektrum an puppenhaften Alptraumauftritten.
Alles in allem – hier wurde viel Geld und Selbstvertrauen in die Hand genommen, um die Fans von gutem, unvoreingenommenem Trash-Horror zu füttern. Auch wenn das Finale etwas langatmig geraten ist, überzeugt der Unterhaltungsfaktor durch den Wechsel zwischen Slapstick und ironischer Ernsthaftigkeit. Nicht zuletzt nutzt Goodhue seine Schleichtierschlachtung für einen kritischen Blick auf die Oberflächlichkeit der Social-Media-Abhängigkeit und den Missbrauch von Tieren für Klicks und Likes.
Die Versionen
Leider, leider hat man sich bei diesem 93-minütigen Stück Wahnsinn darauf konzentriert, einem möglichst breiten Publikum zugänglich zu sein. Die FSK-16-Freigabe macht sich deutlich bemerkbar, denn dieser Slasher-Schleicher ist nie direkt am „Puls“ des Geschehens. All die liebevollen Faultierverbrechen werden durch Blutspritzer, ausfahrende Krallen und das Fehlen eines echten Gemetzels stark abgemildert.
Das Urteil von Horrormagazin.de
Mit „Slotherhouse“ bringt Goodhue endlich wieder frischen Wind in die Trash-Landschaft. Schön wäre eine Uncut-Version, dann hätte der Film wirklich Potential für einen dauerhaften Trash-Kult à la „Zombiber“. So sehr dieses Genre auch polarisiert, ich honoriere den Ehrgeiz und den Spaß an solchen Projekten, wünsche mir aber mehr Mut zu guten Slasher-Darstellungen. Nichtsdestotrotz ist es wohl die süßeste kleine Vendetta, seit es Horrorfilme gibt.
Der offizielle Trailer zum Film "Slotherhouse – Ein Faultier zum Fürchten"
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Mehr Informationen