Matomo

Bewertung: 2/5 Sterne

Filmkritik Tarot – Tödliche Prophezeiung

Doof, wenn die Zukunft nicht rosig, sondern blutig aussieht…

Dass man nicht mit den Dingen anderer spielt, muss eine Gruppe von Teenies auf die harte Tour lernen. Als sie sich mit einem fremden Tarot-Kartendeck die Zukunft voraussagen, werden ihre Prophezeiungen wahr – auf mörderische Art.

Die Handlung

Warum 77? Es sollten 78 Spielkarten sein! (Foto: Sony Pictures)

Warum 77? Es sollten 78 Spielkarten sein! (Foto: Sony Pictures)

Eine Gruppe von College-Freunden – bestehend aus Haley (Harriet Slater), Grant (Aidan Bradley), Paxton (Jacob Batalon), Paige (Avantika Vandanapu), Madeline (Humberly González), Lucas (Wolfgang Novogratz) und Elise (Larsen Thompson) – haben eine Villa gemietet, um den Geburtstag von Elise zu feiern.

Als die Gruppe ihren Vorrat an Alkohol verbraucht hat, suchen sie verzweifelt nach mehr und stoßen dabei auf eine abgeschlossene Tür. Der Fakt, dass die Tür abgeschlossen ist und extra ein „draußen bleiben“-Schild angebracht wurde, hält die munteren Teenies natürlich nicht auf – eher im Gegenteil. Im verbotenen Raum stoßen sie dann auf allerlei Skurriles und Okkultes, inklusive einer Box mit einem alten Tarot-Deck.

Um den Spaß der Runde auch ohne Alkohol zu garantieren und von ihrem just an diesem Abend bekundeten Schlussmachen mit Grant abzulenken, willigt Haley ein, den anderen die Karten zu legen. Eine:r nach der bzw. dem anderen bekommt das Horoskop gelegt, mit einer ausschlaggebenden Karte, die die Richtung des Tarot bestimmt: für Elise die Hohepriesterin, für Lucas den Eremiten, für Madeline den gehängten Mann, für Paige den Magier, für Paxton den Narren und für Grant und Haley den Teufel und den Tod. Diese Tarots haben auf die Charaktere zugeschnittene Bedeutungen. Während Lucas dementsprechend zum Beispiel aufpassen soll, dass der Eremit ihn nicht vom Weg abbringt, sagt Elise‘ Horoskop, dass sie die Leiter des Erfolgs nur mit Vorsicht erklimmen soll.

Tschuldigung, hat doch keiner gehört, oder? (Foto: Sony Pictures)

Tschuldigung, hat doch keiner gehört, oder? (Foto: Sony Pictures)

Die gruseligen Karten und die nach dem Legen beklemmte Stimmung werden schnell abgetan. Am Folgetag verlässt die Gruppe entspannt ihre Partylocation. Doch direkt am nächsten Abend wird Elise heimgesucht – von einer Hohepriesterin, die ihr mit einer Leiter den Schädel einschlägt. Nach und nach werden auch die anderen Freunde von ihren Tarotkarten verfolgt. Um ihren Tod zu verhindern, müssen die Freunde zusammenarbeiten und einen Weg finden, den Fluch, der auf den Karten zu liegen scheint, zu brechen. Dies führt sie nicht nur zu einer Überlebenden der Tarotkarten, sondern auch in die Vergangenheit einer gequälten Astrologin, die die Figuren auf den Karten für sich nutzte, um Rache zu üben…

Filmkritik „Tarot – Tödliche Prophezeiung“

Endlich gibt es einen Horrorfilm für die Tarot-, Sternzeichen-, Eiskaffee-trinkenden und Kristallsammelnden-Girlies. Denn selten war es so beliebt, sich die Tarotkarten zu legen wie heute. Und das ist keineswegs abwertend gemeint, denn dieser Text wird von einer Sternzeichenliebenden und Eiskaffee-genießenden Person geschrieben.

Glück gehabt - alle noch da (Foto: Sony Pictures)

Glück gehabt – alle noch da (Foto: Sony Pictures)

Das Konzept von „Tarot“ ist super einfach, aber eben auch super. Was mehr könnte man sich als Horrorfan 2024 wünschen als eine Gruppe von Freunden, die von sieben verschiebenden Killern heimgesucht wird? Und dann auch noch von diesen auf individuelle und passende Weise gemeuchelt werden? Ein bisschen mehr Mut wäre tatsächlich nicht schlecht!

Ich wollte „Tarot“ wirklich lieben: die Idee der verschiedenen Tarot-Killer, passend zur Karte fand ich interessant. Auch die Gruppe der College-Freunde wirkte glaubwürdig. Doch nach dem zweiten Opfer war es um den Charme des Films geschehen. Um die Tarot-Killer aufzuhalten, werden die Charaktere und die Zuschauenden auf eine anstrengende und aussichtslose Suche in die Vergangenheit geführt. Denn, (Überraschung!), alles führt zurück zu einem uralten Fluch. Wuhuu (Sarkasmus!), ein Thema was ja fast noch nie in einem Horrorfilm benutzt wurde…

Was wäre, wenn sich die Gruppe ihren individuellen Sorgen der Zukunft stellen und diese akzeptieren müsste? Oder die Killer eine Schattenversion der Individuen wären? Eben irgendwas, das kein 0815-Grund ist und vermeintlich einfach zu lösen ist, dann aber doch um 80 Ecken herumführt.

Ein Candlelight-Dinner hatte ich mir immer anders vorgestellt (Foto: Sony Pictures)

Ein Candlelight-Dinner hatte ich mir immer anders vorgestellt (Foto: Sony Pictures)

Apropos 80… wieso wird ein Film wie „Alien“ (1979) immer gruseliger sein als ein neuer Film aus dem 21. Jahrhundert? Meine bescheidene Meinung: Weil CGI niemals handgemachte Spezialeffekte ersetzen kann. Wenn man die Augen zukneift und die Idee der Tarotkarten im Kopf hat, haben die Hohepriesterin, der Eremit, der gehängte Mann, der Magier, der Narr, der Teufel und der Tod wirklich viel Potential. Je näher man optisch an die Computereffekte kommt, desto schlechter wird es. Ich verstehe nicht, warum man nicht echte Menschen in tolle Kostüme steckt und dafür mehr mit Kamera und Licht spielt. Vor allem, weil die Figuren auf den Tarotkarten auf menschlichen Wesen basieren, die auch in den Formen von Tod und Teufel auftauchen können. Ich erspare euch den Verweis auf Wikipedia. Vertraut mir einfach.

Die Darsteller:innen geben ihr Bestes und wie bereits erwähnt gibt sich der Film am Anfang Mühe, die Freundschaft der Truppe authentisch wirken zu lassen. Aber dann treffen sie immer und immer wieder die dümmsten Entscheidungen, dass ich im Kino die Arme in Unglauben hochgerissen habe. Klar, kriecht man in eine große Kiste, um den Magier zu entkommen, klar steigt man in einen Aufzug, wenn der Narr einem auflauert, anstatt die Treppen hochzusprinten. Klar, klar, klar.

Keith Haring meldet sich zurück (Foto: Sony Pictures)

Keith Haring meldet sich zurück (Foto: Sony Pictures)

Womit ich so gar nicht einverstanden bin, ist die Art, wie Paxton – der übrigens sehr charmant von Tom Holland-Spiderman-Kumpel Jacob Batalon gespielt wird – überlebt. Paxton wird vom Narren heimgesucht und als er im Fahrstuhl seinem scheinbar aussichtslosen Ende entgegensieht, gibt es einen Schnitt und nichts wird mehr gezeigt. Am Filmende stößt Paxton dann zu den restlichen Überlebenden – weil sein Mitbewohner währenddessen den Fahrstuhl gerufen und damit den Narren verscheucht hat. Der Film macht aus diesem unrealistischen Off-Screen-Ereignis auch noch einen bewussten Witz und lässt die Überlebenden herzlich lachen, bevor der Abspann anklingt.

Und das macht mich wirklich wütend, denn wenn sich der Film von Anfang an nicht ernst genommen hätte, dann wäre es ja ok gewesen, aber im Gegenteil nimmt sich „Tarot“ zu ernst dafür. Mit einem von Trauer belasteten Final Girl und die tragische Vergangenheit, die zum Fluch geführt hat, hält der Film nie ein Schild á la „wir wissen, dass wir uns hier einfach irgendwas zusammenreimen und einfach für Unterhaltung sorgen wollen“ hoch.

Hui, das musste alles raus. Schließlich liegt die Lösung aus der Misere doch so nah: Jemand fragen, der sich damit auskennt. Beispielsweise einem Horrorfilmfan. Trotz alledem, lässt sich der „Tarot“ durchaus anschauen. Man darf eben nur nichts hinterfragen und bei den CGI-Effekten ein bisschen die Augen zu kneifen. Kenner des Genres, die sich mit den bekannten Schemas auskennen, werden vermutlich frustriert sein.

Die Versionen

„Tarot – Tödliche Prophezeiung“ versucht immerhin nicht länger zu sein als nötig und dementsprechend umfasst die hier gesehene Kinoversion 92 Minuten. Blu-ray und DVD erscheinen im November 2024. Das FSK-16-Siegel ist durch eine Handvoll Jumpscares und Grausamkeiten, die nie richtig blutig werden, hoch angesetzt.

Das Urteil von Horrormagazin.de

Hätten sie doch lieber mal eine Runde „Mensch ärgere dich nicht“ gespielt. Gute Ideen, leider nur mittelmäßig und unlogisch umgesetzt. Schade!

Bewertung: 2/5 Sterne

Der offizielle Trailer zum Film "Tarot – Tödliche Prophezeiung"

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Über R.J. MacReady

“We're not gettin' outta here alive. But neither is that Thing.” Dieses Zitat stammt vom coolesten Helikopterpiloten der Arktis – und Pseudonyminspiration für Alicia Mönnig. Ihre Liebe zum Kino und zu audiovisuellen Medien hat früh begonnen; die Familie veranstaltete regelmäßig Filmabende und was sie nachhaltig besonders beeindruckt hat, sind Horrorfilme.
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