Das Miteinander der Generationen ist ein Spannungsfeld. Allerdings verpasst der spanische Grusler „The Elderly“ die daliegende Chance, sein gesellschaftskritisches Thema mit ausreichend Horror auszubauen.
Inhaltsverzeichnis
Die Handlung
Spanien im Sommer: Das Thermometer erreicht Rekordtemperaturen und bringt die Madrider Innenstadt zum Glühen. Unter den unmenschlichen Temperaturen leiden alle Bewohner der Stadt, doch besonders die ältere Generation scheint dem Wetterphänomen kaum noch standzuhalten. Rentnerin Rosa sieht für sich keine weitere Option mehr und stürzt sich aus heiterem Himmel vom Balkon. Zurück lässt sie ihren langjährigen Ehemann Manuel.
Auch für den gemeinsamen Sohn Mario ist die Nachricht vom plötzlichen Tod seiner Mutter ein Schock. Um sich fortan besser um seinen alten Vater zu kümmern, nimmt er diesen bei sich auf, was seiner Partnerin Lena nur bedingt gefällt. Aus der angespannten Situation entwickelt sich ein wahrer Alptraum, als Manuel beginnt, mit Flüchen und Drohungen um sich zu werfen und damit seine Familie in Angstzustände versetzt.
Filmkritik „The Elderly“
Alte Menschen gehören zur festen Instanz im Horror-Genre. Ob als stille Geheimnisträger („Insidious“) oder als verschrobene Gefahr („The Visit“): Die in die Jahre gekommenen Mitbürger haben ihre kleinen Eigenheiten, die zur großen Bedrohung werden können. Dass diese Entwicklung viel Drama und Auseinandersetzungen mit sich ziehen kann, zeigt der Fantasy Film Nights-Beitrag „The Elderly“ auf exemplarische Art und Weise. Bevor der Streifen nämlich Horror zulässt, muss das Publikum viel Familiendrama und zwischenmenschliche Probleme beobachten.
In Würde altern, Demenzerkrankungen und die Frage, wie die Gesellschaft mit den Alten umgeht: Der Horrorfilm aus Spanien beschäftigt sich mit vielen Themen, die innerhalb des Genres eher selten anzutreffen sind. Was mutig klingt, erweist sich in der finalen Umsetzung als Hürde für aufkommende Spannung. Es braucht viel Geduld, bis dem Zuschauer deutlich wird, wo die Reise hingeht. In diesem Fall hat dies aber weniger mit Neugier und spannender Entwicklung zu tun, sondern setzt einfach viel Durchhaltevermögen voraus.
Damit beginnt das größte Problem von „The Elderly“ aber erst! Das Regie-Duo Raul Cerezo und Fernando Gonzalez Gomez belohnt die Geduld des Publikums nicht, sondern fordert sie bis zum bitteren Ende des Filmes maximal heraus. Die sich aufbauende Bedrohung, die von Vater Manuel ausgeht, schwillt zwar mit jeder weiteren Minute an, aber an einer Auflösung schienen die Regisseure weniger interessiert zu sein. An dichter Atmosphäre mangelt es dem Gruselfilm somit zwar nicht, aber hinsichtlich eines roten Fadens umso mehr. Das Drehbuch verliert sich zum Ende regelrecht und hinterlässt den Zuschauer ratlos. Dabei gäbe es viel Potenzial, um die Urängste des Älterwerdens deutlicher zum Ausdruck zu bringen und das inhaltliche Rätselraten einzugrenzen.
Die Fragen nach dem Wieso, Weshalb und Warum bleiben somit unbeantwortet. Die Mühe, die in die Entwicklung der Atmosphäre gesteckt wurde, fehlt an anderer Stelle zweifellos. Zwar mag es mutig erscheinen, wenn Filmemacher von klassischen Erzählweisen abweichen. Doch das Einhalten von Versprechen und geschürten Erwartungen sollte kein optionales Element, sondern eine erlösende Pflicht sein. Diesen Punkt missachtet „The Elderly“ vollkommen.
Damit lässt der spanische Genre-Beitrag einen faden Geschmack zurück und tut es der Diskussion über den Umgang mit Alten in unserer Gesellschaft gleich: Es wird viel geredet und Stimmung erzeugt, aber auf Lösungen wird noch immer gewartet.
Die Versionen
„The Elderly“ wurde von der FSK mit einer Altersfreigabe ab 16 Jahren eingestuft. Grusel- und Schocklevel entsprechen der Wertung und treffen somit die Erwartungen der Horror-Gemeinde.
Das Urteil von Horrormagazin.de
„The Elderly“ gibt sich stimmungsvoll und atmosphärisch. Dass sich die Stilmittel aber ohne packende Geschichte wie Nebel in Luft auflösen, haben die Verantwortlichen offensichtlich vergessen.
Der offizielle Trailer zum Film "The Elderly"
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