Matomo

Bewertung: 5/5 Sterne

Filmkritik The Substance

Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist die Schönste im ganzen Land?

In “The Substance” erschafft Demi Moore eine jüngere Version von sich mit bizarren Folgen.

Die Geschichte

Glückskeks mal anders: Remember you are one (Foto: MUBI)

Glückskeks mal anders: Remember you are one (Foto: MUBI)

Elizabeth Sparkle (Demi Moore) hat ihre ruhmreichen Jahre hinter sich. Die Moderation einer altbackenen Aerobic-Show ist das einzige Angebot, das die 50-jährige Schauspielerin ergattern konnte. Aber auch damit soll Schluss sein. Der Fernsehproduzent Harvey (Dennis Quaid) feuert sie und will den Posten neu besetzen; schöner, knackiger, und vor allem jünger soll Elizabeths Nachfolgerin sein.

Um wieder im Rampenlicht zu stehen, nimmt sie ein Mittel namens “The Substance”: Eine illegale Verjüngungskur, die durch Zellvermehrung eine jüngere Version der eigenen Person erschafft. Die Regeln zur Einnahme des Mittels sind strikt: Man darf nur sieben Tage lang in der jüngeren Version leben, bevor man in den alten Körper zurückkehren muss. Nach weiteren sieben Tagen kann die Kur wiederholt werden. Überschreitet man jedoch die siebentägige Frist, drohen gravierende Konsequenzen.

Als ihr jüngeres Alter Ego Sue (Margaret Qualley) schnappt sie sich ihren alten Job und genießt ihren Erfolg in vollen Zügen. Doch als sie die Regeln missachtet und Elizabeth die Folgen zu tragen hat, beginnt sie Sue und letztendlich sich selbst zu sabotieren.

Filmkritik “The Substance”

Spieglein, Spieglein, ... (Foto: MUBI)

Spieglein, Spieglein, … (Foto: MUBI)

Die französische Regisseurin Coralie Fargeat hat mit “The Substance” eine überdrehte Parabel über die weibliche Körperwahrnehmung und das Altern geschaffen. Der Film thematisiert in stilvoller, hyperventilierender Ästhetik den gesellschaftlichen Druck auf Frauen, jung und attraktiv auszusehen.

Gespräche sind im Film spärlich. Fargeat zeigt lieber konfrontativ das Geschehene, anstatt die Ereignisse im Dialog zu ergründen. Visuell erschlägt “The Substance” den Zuschauern mit seinen grellen, kontrastreichen Farben und in Weitwinkeloptik gedrehten Szenen. Vor allem nach dem ersten Drittel des Films geht es grauenvoll blutig zu; aufgerissene Körper und deformierte Gliedmaßen sind hier nur das kleinere Übel. Der eigentliche Horror ist der Alterungsprozess und der körperliche Zerfall, der in “The Substance” genial grotesk dargestellt wird. Anstelle von Computereffekten, hat man hierbei mit Prothesen und Maske gearbeitet, um die Körper von Elizabeth und Sue fürchterlich aussehen zu lassen. Fans von groteskem Body-Horror werden hier voll auf ihre Kosten kommen. Das Grauen steht im starken Kontrast zu der auf Hochglanz polierten Glamourwelt Hollywoods. Daneben sorgt der schmierige Produzent Harvey für einen weiteren Horror-Faktor. Mit seiner chauvinistischen und misogynen Art stellt er die ausbeuterische Seite des Filmgeschäfts dar.

Zeigt der Finger nach oben, wird man dich loben (Foto: MUBI)

Zeigt der Finger nach oben, wird man dich loben (Foto: MUBI)

Auch wenn “The Substance” sich sehr mit Oberflächen und dem schönen Schein auseinandersetzt, kann die Geschichte oberflächlich betrachtet etwas plump wirken. Doch in seiner Ausführung ist er radikal konsequent. Die Handlung ist durchweg fesselnd, auch wenn die Geschichte zum Ende hin einige Längen hat und blutige Szenen sich für den Zuschauer unangenehm lang gestalten.

Zudem schreckt Fargeat nicht zurück, munter aus Filmen und Fernsehshows zu zitieren: Von “Matrix” zu John Carpenter bis hin zu Jane Fondas Aerobic-Shows aus den 80ern ist “The Substance” vollgepackt mit filmischen Referenzen.

Diese Verspieltheit gepaart mit scharfer Gesellschaftskritik ist neben Demi Moores Schauspielleistung eine der größten Stärken von “The Substance”. Selten hat man Moore so nuanciert und mit Tiefe spielen gesehen, spiegelt ihre Rolle doch zum großen Teil wider, was älteren Schauspielerinnen in der Filmbranche widerfährt. Margaret Qualley verkörpert als Sue eine oberflächlichere, aber dennoch wichtige Facette von Elizabeth. Zusammen stellen die Darstellerinnen eine komplexe Persönlichkeit einer Frau dar, die alles daran setzt, makellos auszusehen.

Die Versionen

Werbung wirkt! (Foto: MUBI)

Werbung wirkt! (Foto: MUBI)

“The Substance” ist ab 16 Jahren freigegeben und hat eine Lauflänge von 140 Minuten. Der Film läuft ab dem 19. September 2024 in den deutschen Kinos und war vorab im Rahmen des Fantasy Filmfestes zu sehen.

Das Urteil von Horrormagazin.de

Schonungsloser Body-Horror, der die dunklen Seiten Hollywoods als blutiges Spektakel inszeniert. Coralie Fargeats feministischer Blick auf Themen wie Schönheit und Alter ist radikal sowie erschreckend. Ein abgründiger Film, der visuell und thematisch nichts für zarte Gemüter ist.

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Bewertung: 5/5 Sterne

Der offizielle Trailer zum Film "The Substance"

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Über Phi Am

Phi Am beschäftigt sich seit ihrer Jugend mit Horrormedien und -geschichten aus aller Welt. Der Nickname stammt aus der thailändischen Geister-Folklore, beschreibt jedoch aus heutiger Sicht das Phänomen einer Schlafparalyse. Ist großer Fan von Werken des Comiczeichners Junji Itō und Nudelsuppen.
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