Matomo

Bewertung: 3/5 Sterne

Filmkritik Unfamiliar – Fremde Bedrohung

Dämonen brauchen auch mal Urlaub.

Körpertausch, Poltergeister, eine Séance, unverarbeitete Traumata, Exorzismus und ein Dämonenbaby – bei „Unfamiliar“ gibt es nichts, was es nicht gibt. Der dritte Film der britischen Dark Matter Studios ist ein All-in-One-Paket im Horrorparadies Hawaii – (fast schon) zu wahr, um schön zu sein.

Die Handlung

Erst springt das Auto nicht an ... (Foto: Tiberius Film)

Erst springt das Auto nicht an … (Foto: Tiberius Film)

Die Militärärztin Elisabeth Cormack (Jemima West) kehrt von einem langen Einsatz aus Afghanistan zurück und möchte die Zeit mit ihrer Familie nachholen. Aber die Dinge zu Hause haben sich ein wenig geändert.

Ihr Mann Ethan (Christopher Dane), ein Anthropologe, hat den Koffer voll hawaiianischer Artefakte und zeichnet verzerrte Dämonenbilder. Ihr Sohn Tommy (Harry McMillan-Hunt) murmelt polynesische Mantras und ihre nicht-leibliche Teenager-Tochter Emma (Rebecca Hanssen) ist rebellischer denn je.

Obendrauf lassen plötzlich dämonische Halluzinationen Izzy an ihrem Verstand zweifeln – aber das ist ja alles nur eine posttraumatische Belastungsstörung (PTBS). Immerhin kann nur Izzy die Schatten sehen. Oder?

... und dann zieht's noch durchs Fenster (Foto: Tiberius Film)

… und dann zieht’s noch durchs Fenster (Foto: Tiberius Film)

Zur Ablenkung fliegt die Familie nach Hawaii, wo die angeblichen Halluzinationen plötzlich ganz schön real werden und eine Horrorjagd durch eine exotische Unterwelt beginnt.

Filmkritik „Unfamiliar – Fremde Bedrohung“

Ein Ultramarathon in den ersten 30 Minuten. Was auch immer zur Hölle los ist, fragt sich nicht nur unsere Protagonistin Izzy. Auch der Zuschauer erleidet hier ein kleines Schleudertrauma, während er versucht, den Szenen zu folgen und gleichzeitig der verstreuten Symbolik Sinn zu geben. Was folgt, ist ein psychischer Kampf der Protagonistin gegen PTBS und gleichzeitig ein Rennen durch zu viele Horror-Klischees auf einmal.

Erfrischend bei diesem Wetter! (Foto: Tiberius Film)

Erfrischend bei diesem Wetter! (Foto: Tiberius Film)

Auch in dem Versuch, dem Szenenmarathon nachzulaufen, wird die Geschichte leider nie ganz rund. Hier und da mangelt es an qualitativen Dialogen, die die Geschichte weiter hätten ausführen können. Oder an Emotionen in Gesichtern. Und hier kommt der Clou ins Spiel: Wenn man durchhält, und sich ständig fragt, warum die Personen so apathisch reagieren, wird fast schon dafür belohnt. Alles fügt sich zu einem einheitlichen Bild zusammen und ist bewusst seltsam unpassend in Szene gesetzt. Zum Ende hin wird sogar mal geweint, und es gibt ein peinliches Schweigen am Happy-Family-Tisch. Eine Situation, die den Film immerhin nahbar macht.

Und weil ja alles gruselig ist, was fremd ist und irgendwas mit Naturvölkern zu tun hat, spielt der Film auf Hawaii. Urlaubsgefühle kommen aber keine auf – weder beim Zuschauer, weil die Insel quasi drei Drehorte hat, noch bei der Familie. Als Haunted-House-Horror spielt sich das meiste nun mal drinnen ab. Die Kamera folgt unserer Izzy durch ihre Erlebnisse, die vorerst im Dunkeln und drinnen gruseln. Wer ein Faible dafür hat, und gerne zusieht, wie Palmen im Sturm gewedelt werden, die offensichtlich aus einer alten Nachrichtensendung stammen, ist hier goldrichtig. Okay, Gold vielleicht nicht, aber irgendwie mag man es.

Was macht Freddy hier? (Foto: Tiberius Film)

Was macht Freddy hier? (Foto: Tiberius Film)

Hier und da gibt es ein paar Spannungsspitzen, bevor der Film nur noch vorhersehbar wird. Trotzdem schaffen es ungewohnte Kameraperspektiven dem Flair eines Low-Budgets-Films auf attraktive Art gerecht zu werden. Mithilfe der Linse wird hier der Verwirrung der Protagonistin und vom Zuschauer gleichermaßen nachgegangen: Warum verhalten sich die Menschen so komisch? Oder bin doch ich es, die sich komisch verhält?

Mit wenig Blut, ohne Humor, aber viel psychischem Terror folgen wir der Story durch ein paar Jumpscares bis zum Ende. Viel Potential ist über das Thema PTBS selbst verloren gegangen. Dabei konzentriert sich der Film zu sehr darauf, irgendwie alles zu sein. Andererseits, ein überfordernder Horrorstreifen, der vielleicht genau das zum Ausdruck bringen möchte: Einen chaotischen Psychotrip, der durch diese Krankheit entstehen kann.

Die Versionen

„Unfamiliar – Fremde Bedrohung” ist ab 16 Jahren freigegeben und hat eine Laufzeit von 89 Minuten. Er erschien am 13. Juli 2023 digital als Stream und Download und ist ab 4. August auf DVD und Blu-ray verfügbar.

Das Urteil von Horrormagazin.de

Augen zu und durch – ein Streifen, der mehr hätte können, aber irgendwie auch ganz gut war. Low-Budget mit Flair, aber nichts zum Berieseln lassen. Mit einem Schulterzucken und Durchhaltevermögen kriegt man das schon hin.

Bewertung: 3/5 Sterne

Der offizielle Trailer zum Film "Unfamiliar – Fremde Bedrohung"

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Über Lil Nightmares

Sie liebt subtilen Independent Horror - ein psychisches Labyrinth, knarzende Türen und verzerrte Gesichter. Immernoch hält sie sich mit einer Hand die Augen zu, mit der anderen Nachos bereit. Ihr erstes Gruselbuch mit 13 war Carrie, der erste Gruselschocker Ghostship, der erste Videospieltod durch ein Schattenmonster bei Alan Wake.
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