Ein weiterer Frankenstein-Film kommt auf den Markt. Nur befasst er sich weit weniger mit dem Monster als seine Vorgänger. Im Zentrum stehen vielmehr der Schöpfer und sein Helfer. Und das ist sehenswert.
Inhaltsverzeichnis
Die Handlung
Er hat keinen Namen (okay, im echten Leben heißt er Daniel Radcliffe und wurde als Harry Potter berühmt). Und er hat einen Buckel, arbeitet als Clown im Zirkus und ist die meiste Zeit des Tages eingesperrt. Doch in seiner Freizeit befasst er sich mit Medizin und studiert besessen seine Bücher.
Das bemerkt eines Tags ein Gast namens Victor Frankenstein, Medizinstudent an einer Universität. Er holt den Namenlosen aus seinem Käfig, gibt ihm den Namen Igor und lässt ihn bei sich einziehen.
Dann weiht er ihn ein: Frankenstein will aus totem Fleisch Leben erschaffen. Die beiden machen sich an die Arbeit. Aber sie haben mit Misserfolgen, der Londoner Polizei und am Ende auch mit sich selbst zu kämpfen.
Filmkritik „Victor Frankenstein – Genie und Wahnsinn“
Ja, ausnahmsweise hat der deutsche Zusatztitel einmal recht. Dieser Frankenstein ist ein beinahe wahnsinniger Wissenschaftler. Und dass das wirklich gut rüberkommt, liegt an den beiden großartig aufspielenden, hochkonzentrierten Brit-Schauspielern James McAvoy („Wanted“) als Frankenstein und Daniel Radcliffe als der Namenlose. McAvoy verleiht seinem Frankenstein eine fast schon beängstigende Portion Wahnsinn, schafft aber in den Zwischentönen immer wieder den Spagat zur Menschlichkeit. Das muss man erst einmal hinbekommen. Und Radcliffe zeigt nach famosen Auftritten in anderen Horrorfilmen schon wieder, dass er einer von Englands Besten ist. Er spielt immer genau auf den Punkt, und zwar mit seinem ganzen Körper. Das wird vor allem am Anfang des Films deutlich, wenn er noch einen Buckel hat. Das ist große Schauspielkunst.
Dazu passt, dass sich die Handlung gar nicht auf das Monster konzentriert, sondern auf die beiden Hauptakteure und ihre inneren Konflikte. Somit haben wir es gar nicht mit einem reinen Horrorfilm, sondern vielmehr mit einer Art Drama zu tun, das nur gelegentlich von – richtig toll choreografierten – Actionsequenzen und Horrorelementen unterbrochen wird. Wer außerdem Frankenstein bei seinen heftigen Monologen richtig zuhört, kann einige deutliche Seitenhiebe auf die heutige Zeit und die Rolle der Kirche vernehmen. Der Kampf von Wissenschaftlern gegen die Vorbehalte der Zeit war schon immer ein zeitloses Thema.
Neben den beiden Top-Darstellern erfreut uns diese Frankenstein-Version mit einigem, was die moderne Filmtechnik zu bieten hat. Selten war London so schaurig schön anzuschauen wie hier (außer in „Sweeney Todd“). Die Szenen sind prall ausgestattet, sinnvoll ausgeleuchtet und sorgfältig gefilmt, und das Finale ist der Hingucker obendrauf. Erinnerungen an die legendären Gruselfilme aus den Hammer-Studios drängen sich auf. Es gibt in dieser Hinsicht einfach nichts zu mäkeln.
Und warum bekommt der Film trotzdem nur vier Sterne? Weil die Mischung am Ende doch irgendwie unausgegoren und spannungsarm wirkt, weil in der zweiten Filmhälfte zu viel geredet wird, und weil ein finaler Knalleffekt in der Geschichte fehlt. Sie läuft gemessen am Brimborium zuvor zu belanglos aus.
Übrigens: Das Drehbuch schrieb Max Landis, der Sohn des „American Werewolf“– und „Blues Brothers“-Regisseurs John Landis.
Die Versionen
Der Film ist nicht allzu blutig, hat aber einige Ekel-Momente. Damit ist die FSK-Freigabe ab 16 Jahren völlig in Ordnung. Ungeschnitten.
Das Urteil von Horrormagazin.de
Starke Darsteller und starke Optik in einer starken Geschichte, der am Ende aber etwas die Luft ausgeht.
Der offizielle Trailer zum Film "Victor Frankenstein – Genie und Wahnsinn"
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