Matomo

Bewertung: 3/5 Sterne

Filmkritik Wolfkin

Gruseliges Werwolf-Kind

Was tun, wenn der Sohn wahllos Leute beißt? In dem belgischen Film „Wolfkin“ lautet die Antwort darauf: die Großeltern richten das schon!

Die Handlung

Fleisch ist mein Gemüse (Foto: Tiberius Film)

Fleisch ist mein Gemüse (Foto: Tiberius Film)

Die alleinerziehende Mutter Elaine (Louise Manteau) hat es nicht leicht. Ihr Sohn Martin (Victor Dieu) hat Tollwut-Anfälle und greift seine Mitschüler wahllos an. Da sie nicht mehr weiterweiß, fährt sie mit ihm von ihrer Heimat in Brüssel nach Luxemburg zu den Eltern von Martins Vater, der vor Jahren mysteriös verschwunden ist.

Obwohl Martins Großeltern (Marco Lorenzini und Marja-Leena Junker) keine Beziehung zu Elaine haben und nichts von der Existenz eines Enkels wussten, empfangen sie die beiden zunächst freundlich.

Martin versteht sich auf Anhieb gut mit dem älteren Paar, doch Elaine sind sie nicht geheuer. Die Jagdfixierung und das konservative Weltbild der Familie gefällt ihr nicht. Dazu gesellen sich seltsame Vorfälle auf dem Anwesen. Als Martin von seiner Großmutter als Strafe mit Hunden eingesperrt wird, reicht es Elaine endgültig. Doch als sie wieder zu Hause in Brüssel sind, zeigt Martin auf einmal seltsame Symptome und entwickelt ein immer größeres Verlangen nach menschlichem Fleisch. Elaine beginnt sich vor ihrem eigenen Sohn fürchten und muss ungewollte Maßnahmen ergreifen.

Kritik „Wolfkin“

Neu? Nein, mit Per**** gewaschen! (Foto: Tiberius Film)

Neu? Nein, mit Per**** gewaschen! (Foto: Tiberius Film)

Die Vorstellung eines Menschen, der die Fähigkeit besitzt, sich in einen Wolf zu verwandeln, existiert bereits seit der Höhlenmalerei. Unser modernes Bild so eines Mischwesens ist vor allem durch Filme geprägt. Von Komödien wie „American Werwolf in London“ bis Harry Potter ist dieses mythische Wesen in etlichen Versionen gezeigt worden. Es ist offensichtlich, dass die Menschen diese Mischform aus Tier und Mensch fasziniert.

Dass „Wolfkin“ als weitere Werwolfgeschichte das Rad nicht neu erfindet, ist bei der langen Tradition dieses Filmgenres nicht verwunderlich. Dennoch ist der Film interessant, da er die ungewohnte Perspektive eines Kindes als Werwolf zeigt.

Was hat der Junge bloß? (Foto: Tiberius Film)

Was hat der Junge bloß? (Foto: Tiberius Film)

Der Regisseur Jacques Molitor stellt die Frage, wie eine Mutter mit einer solchen Situation umgeht und setzt die Beziehung von Mutter und (Werwolf-)Sohn in den Vordergrund. Dass diese Prämisse nicht ins Lächerliche übergeht, liegt vor allem an den Schauspielern. Besonders Louise Manteau sticht als taffe Mutter hervor. Mit blond gefärbten Haaren und progressiven Einstellungen stellt sie einen Gegensatz zu dem klassischen Weltbild der Großeltern auf. Es gelingt Manteau, ihrer Figur Glaubwürdigkeit zu verleihen, selbst wenn die Beweggründe ihrer Figur teilweise nicht verständlich ist. Auch die anderen Schauspieler wissen in ihren Rollen zu überzeugen und geben ihren Figuren Komplexität, die wohl über das Drehbuch hinausgehen.

An dieser Stelle soll aber gewarnt werden: Wer einen krassen Horrorschocker erwartet, ist hier an der falschen Stelle. Der Film ist in einem gemächlichen Tempo erzählt und fokussiert sich auf tägliche Geschehnisse von Mutter und Sohn. Die meisten Szenen sind zudem bei Tageslicht angesiedelt und es gibt nur wenige wirklich gruselige Momente. Die Transformation von Martin in einen Werwolf ist einer davon, doch diese geschieht erst nach 45 Minuten. Sie ist inszenatorisch sehr stark und die Effekte sind schön schaurig. Doch Horrorfans wird dieser einzelne Moment in einem 90-minütigem Film sicherlich nicht reichen.

Ein Fest für die Zahnfee (Foto: Tiberius Film)

Ein Fest für die Zahnfee (Foto: Tiberius Film)

Der Film hat das Problem, zwischen zwei Welten, Drama und Horror, angesiedelt zu sein und keiner der beiden wirklich gerecht zu werden. Für einen Horrorfilm ist er einfach nicht gruselig genug, als ernstzunehmendes Drama geht er jedoch auch nicht durch. Dafür sind die Charaktermotivationen und viele Thematiken zu oberflächlich dargestellt.

Es ist dennoch ein ambitioniertes Werk, das am Ende etwas verwirrt wirkt, in dem Versuch herauszufinden, was es denn sein will. Dennoch kann der Film aufgrund seiner Hauptdarstellerin und interessanten Ideen unterhalten.

Die Versionen

Ab dem 5. Oktober 2023 wird „Wolfkin“ als Video-on-Demand und ab dem 3. November auf DVD und Blu-ray erhältlich sein. Eingestuft wurde er mit einer FSK-Freigabe von 16 Jahren.

Das Urteil von Horrormagazin.de

„Wolfkin“ ist sehr ambitioniert in seiner Geschichte und liefert dem bekannten Genre des Werwolfilms neue Aspekte. Leider ist er jedoch zu zaudernd zwischen den Genres Drama und Horror und liefert am Ende kein einheitliches Gesamtbild ab.

Bewertung: 3/5 Sterne

Der offizielle Trailer zum Film "Wolfkin"

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Über Martin Brody

Als engagierter Film-Fan interessiert er sich vor allem für psychologisch angehauchte Horrorfilme. Doch auch ein heftiger Splatter-Film ist in der Lage ihn zu fesseln. Nachdem er bereits eine Bachelorarbeit über „Les quatre cents coups“ von Truffaut geschrieben hat, verfasst er auch leidenschaftlich gerne Filmkritiken.
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