Am 20. Mai sucht der Schlitzer unserer Träume, Freddy Krueger, endlich wieder die deutschen Kinosäle heim. Wir haben das Remake von „A Nightmare on Elm Street“ vorab gesehen und sagen euch, was ihr von dem Reißer erwarten dürft. Es ist das Geräusch, das Haut in Sandpapier verwandelt, als würde ein Fingernagel über eine Schultafel kratzen. Der finstere Mann mit dem abgewetzten Hut und dem höllisch hässlichen Streifenpulli zieht mit seinen stählernen Krallen genüsslich die rostigen Stahlrohre entlang, während er auf den Teenager zusteuert. Ein paar Minuten später demonstriert er ihm eindrucksvoll, was er mit den Klingen noch so alles anstellen kann.
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Freddy Krueger ist zurück
Etwas kleiner und schmächtiger ist er ja, der neue Teenie-Schreck, verglichen mit dem schier übermenschlichen Original. Dessen Darsteller, Robert Englund, hat sich mit dieser Rolle in die Ruhmeshalle der Horrorfilm-Bösewichte eingetragen. Jackie Earle Haley, der neue Freddy, gibt sein Bestes, um mit seinem Vorgänger gleichzuziehen.
Pikant: Haley hatte sich schon beim Casting für das Original beworben. Sein Freund Johnny Depp, der ihn damals begleitet hatte, wurde aber entdeckt und kam so zu seiner ersten Filmrolle.
Und ja, Haley macht seine Sache gut, wenngleich er der Figur nicht viele neue Facetten hinzufügen kann. Wie auch, im inzwischen neunten „Nightmare“-Film? Dafür kommt er aber auch nicht auf die blöde Idee, plötzlich den Softie zu markieren und irgendwelche menschlichen Züge herauszukehren. Er ist durch und durch diabolisch.
Mehr Freddy im Film
Echte Nightmare-Veteranen werden trotzdem erbost sein, angesichts des üppigen Textaufkommens, das Freddy plötzlich zu bewältigen hat. Brachte es der Schlitzer im Original von 1984 lediglich auf ein paar Zeilen, sind es jetzt weitaus mehr. Aber auch das verwundert nicht. 1984 war Krueger lediglich die Nebenrolle. Der damalige Regisseur und Krueger-Erfinder Wes Craven konzentrierte sich mehr auf die Teenager. Er konnte ja auch nicht ahnen, wie populär sein Pizzagesicht einmal werden würde.
Im Remake dagegen ist Freddy Krueger deutlich präsenter. Der Zuschauer erfährt auch seine Vorgeschichte. In der Originalreihe gab es die dagegen nur häppchenweise über die weiteren Filmteile verteilt.
Kann das Remake aber mit dem Original mithalten?
Klare Antwort: Yes, it can! Die Frischzellenkur mit dem kräftigeren Budget tut dem Klassiker sichtlich gut.
Regieneuling Samuel Bayer bekommt es hin, atmosphärischen Grusel und teilweise echte Angst zu erzeugen. Jede Szene ist optimal ausgeleuchtet und schaurig schön designt. Bei den Kameraspielchen – eigentlich ein Markenzeichen von Produzent Michael Bay – nimmt sich Bayer dagegen angenehm zurück. Die Traumszenen wirken mitunter sogar ähnlich sparsam inszeniert wie im Original. Das beweist Fingerspitzengefühl.
Ebenfalls vernünftig dosiert hat Bayer die Gewaltszenen. Auch dieser Nightmare ist kein Splatterfilm geworden, was die Kinofreigabe ab 16 Jahren durchaus rechtfertigt. Er ist trotzdem deutlich saftiger als das inzwischen doch recht betulich wirkende Original. Schade nur, dass manche CGI-Effekte etwas stark nach den Computerplatinen riechen.
Erweiterte Story
Natürlich lehnt sich die Geschichte deutlich am Original an: Mehrere Teenager haben dieselben Alpträume von diesem Typen mit Hut im hässlichen Pullover. Und wer im Traum stirbt, wirft auch im echten Leben den Löffel. Allerdings bringt Drehbuchautor Wesley Strick, wie oben schon angedeutet, auch ein paar neue Aspekte. Und die bekommen angesichts der Nachrichten, die uns zurzeit beinahe täglich ins Haus flattern, einen extrem bitteren Beigeschmack. Denn Freddys Opfer haben diesmal alle etwas gemeinsam. Und mehr verraten wir hier nicht.