„Gibt’s denn schon wieder einen neuen Teil?“, welcher Horrorfilm-Fan kennt diesen Ausspruch nicht? Und leider fällt er derzeit häufiger, häufiger und noch viel häufiger. Denn was früher im Gruselfilm und Horror-Biz die Ausnahme war, bestimmt heute die Szene: das Franchise.
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Im Klartext
Zu Deutsch: Hat mal einer eine vernünftige und originelle Idee gehabt, schlachten findige Filmfummler das Ganze aus, bis aus der Grundidee nicht einmal mehr der Grund übrig ist. Da bekommt der vernarbte Filmschurke plötzlich eine Vorgeschichte verpasst (Freddy Krueger, Three Finger) oder ein paar zusätzliche Motive (Jigsaw) oder sogar Frau und Kind (Chucky). Gern bekommen die Teile einen Beinamen wie „Genesis“, „der Anfang“, „die Wiedergeburt“ oder einfach „Teil 4“.
Nichts hat in der Horrorbranche deutlicher die Herrschaft übernommen, als das Franchise. Es ist Zeichen für Faulheit, denn warum soll ich mir Gedanken über ein neues Monster machen, wenn ich das alte noch mal nehmen kann? Und es verhindert es auch Kreativität. Denn warum sollte ein Produzent mit seinem Geld auf einen neuen Killer spekulieren, wenn er doch für „SAW 15“ seine Stammgänger im Kino sicher weiß? Aber es zeugt auch von einer gewissen Blödheit, denn eben jene Stammkunden fressen jeden Bissen, den ihnen die Schlächter aus dem Regiestuhl zuwerfen.
Das wäre alles noch zu verschmerzen, würden wenigstens die Ergebnisse was taugen. Doch es ist nicht alles ein „Nightmare on Elm Street“, was blutet. Da wäre zum Beispiel die Reihe um den höchst durchschnittlichen Hinterwald-Reißer „Wrong Turn“. Es ist schon bewundernswert, wie skrupellos die Macher eine dünne Idee um ein paar Teenie-Trottel mit trockenem Tank und einen unappetitlichen Stumpen mit drei Fingern bis in den vierten Teil auswalzen.
Ähnlich dünn ist die Grundlage bei der schier unerträglichen „Kinder des Zorns“-Serie – mittlerweile 28 Jahre alt und acht offizielle Teile lang. Und die Vorlage für die Killerknirpse mit den dicken Kolben? Eine durchschnittliche Kurzgeschichte von Vielschreiber Stephen King. Das muss man erst einmal hinbekommen.
Billig und schnell heruntergekurbelte Massenware
Den Geschwindigkeitsrekord dürften dagegen die Macher um SAW halten. Schneller und effektiver als Jigsaws Foltermaschinen warfen sie von 2004 bis 2010 sieben Teile ihres Machwerks auf den Markt. Und ganz nebenbei erhöhten sie die Kündigungsrate bei der FSK und erniedrigten das Niveau der Serie von einem hochgenialen Erstling auf den intellektuellen Anspruch einer sonntäglichen Hausschlachtung mit Leberwurstbrot.
Wie entlarvend wirkt doch dabei der Blick auf andere Filmreihen? Wie oft versank die Sonne im Wüstensand, bis sich Indiana Jones endlich wieder einmal die Lederjacke überstreifte? Und dann lieferte er auch noch etwas Sehenswertes ab. Naja, bis auf Teil 4.
Es trifft uns im Akkord: Resident Evil, Wrong Turn, Freitag der 13., Elm Street, SAW, Kinder des Zorns, Species, Bloodrayne, Paranormal Activity, Final Destination, Halloween, Hellraiser. Und vielleicht beehren uns die Macher auch bald mit „Piranha vs. Der Weiße Hai“, „Underworld 10“ (Kate Beckinsale kommt mit Rollator vom Lifting) und „Blade 7 – gepfählt hinter Gittern“ mit Wesley Snipes und seinen Zellenkumpels. Pinhead hat die Vision seines eigenen Todes im Nadelkissen und rettet daraufhin sein Altersheim, und Norman Bates eröffnet im zweiten Remake von „Psycho“ ein Hostel in der Nähe von Bautzen.
Gnade! Hört bitte endlich auf und denkt euch mal was Neues aus!